Wladimir Putin

Russlands Krieg gegen die Ukraine wird nicht nur auf dem Schlachtfeld ausgetragen. Auch im Internet greift Moskau an: mit gezielten Desinformationskampagnen. Dabei fälschen die Urheber auch Webseiten bekannter, großer Medien.

Vor etwas mehr als einer Woche hat die Süddeutsche Zeitung einen Artikel in eigener Sache veröffentlicht. Die Überschrift verrät dabei sofort, worum es geht: "Propaganda mit gefälschten SZ-Videos". Gemeint sind Videos, die unter der Marke Süddeutsche Zeitung auf falschen, nachgemachten Internetseiten aufgetaucht sind. Die Namen der Webseite ähneln der der Süddeutschen Zeitung.

Gefälschte Webseiten bekannter Medien

Zu sehen sind leere Lebensmittelregale, Männer mit Deutschlandfahnen, Polizisten, die auf Demonstranten einschlagen. Die Sequenzen haben nichts miteinander zu tun. Aber der Tenor ist prorussisch. Die Deutschen hätten unter den Sanktionen gegen Russland zu leiden, der Wirtschaftskrieg gegen den Kreml müsse beendet werden. Eine Quelle wird nicht genannt. Es wird nur auf eine nicht näher genannte Umfrage verwiesen.

Mit den Videos soll Stimmung gemacht werden, gegen den proukrainischen Kurs der Bundesregierung, und das im Namen der Süddeutschen Zeitung. Die Urheber versuchen damit offenbar Menschen zu erreichen, die bekannten Medien vertrauen und dubiose Kanäle, Medienseiten oder Netzwerke eher meiden. Aber die Süddeutsche Zeitung ist nicht alleine. Immer wieder tauchen auch gefälschte Webseiten anderer bekannter großer Medien auf. Spiegel, FAZ, Welt, Bild, um nur ein paar zu nennen. Auch Medien im Ausland sind betroffen. Mittlerweile prüfen Bundesnachrichtendienst und der Bundesverfassungsschutz die deutschen Fälle.

Zerrbild in sozialen Medien

Facebook, Tiktok, Twitter - die sozialen Netzwerke sind ein weiteres großes Spielfeld prorussischer Propaganda. Dabei nutzen die Akteure die Funktionsweise der Netzwerke aus. Posts oder Tweets, die in kurzer Zeit oft geliked, geteilt und kontrovers diskutiert werden, werden von den Algorithmen in der Regel als besonders relevant identifiziert. Die Folge: Die Inhalte werden einem noch größeren Publikum gezeigt und bekommen so noch mehr Aufmerksamkeit. Dass anfänglich vor allem Fake-Accounts und Bots die Posts und Tweets gepushed haben, fällt unter Umständen am Ende nicht mehr auf.

In den sozialen Medien entsteht also ein Zerrbild. Wenn ein Tweet bei Twitter viele Likes bekommt und oft geteilt wird, heißt das noch lange nicht, dass der Inhalt relevant oder wahr sein muss. Eine hohe Anzahl von Likes suggeriert das aber. So lassen sich Relevanz und Meinung in sozialen Netzwerken sehr leicht manipulieren. Bei Twitter zum Beispiel sind zu Beginn des Ukraine-Kriegs zahlreiche Accounts aufgetaucht, die urplötzlich anfingen, prorussische Propaganda zu verbreiten. Wer dahinter steckt, ob reale Menschen, Gruppierungen, automatisierte Bots, lässt sich nur schwer überprüfen.

Erst Impflügen, dann prorussische Inhalte

Bei Twitter lassen sich sehr leicht anonyme Accounts anlegen. Nachweisen lassen sich dann oft nur große Netzwerke, also Massen von Accounts, die sich gegenseitig folgen und wechselseitig Inhalte teilen und diese somit in ihrer Relevanz nach oben pushen. Die ARD-Redaktion  „Faktenfinder“, die unter anderem Falschmeldungen im Internet nachgeht, hat kurz nach Beginn des Ukrainekrieges festgestellt: Twitter-Accounts, die zuvor noch Lügen über das Impfen verbreitet hatten, verbreiteten plötzlich prorussische Inhalte.

Das können Inhalte sein, die völlig aus dem Zusammenhang gerissen sind. Wie eben beschrieben, willkürlich zusammengeschnittene Videosequenzen, die eine Realität zeigen, die so nicht existiert. Also leere Supermarktregale und demonstrierende Menschen bedeuten nicht automatisch, dass sich Menschen in Deutschland gegen Sanktionen gegen Russland stellen. Aber genau das wird suggeriert.

Unterstützung russischer Narrative

Das ist auch ein Ziel der prorussischen Propaganda im Westen: Menschen zu zeigen, die angeblich Verständnis für das Vorgehen Russlands aufbringen. Zum Beispiel auch mit Inhalten, die Tatsachen verdrehen und große russische Narrative unterstützen. Zu nennen ist hier die Erzählung, die ukrainische Regierung verübe in der Ostukraine einen Völkermord an russischen Menschen. Dann gibt es Inhalte, die wirklich vorgefallene Ereignisse in Deutschland aufbauschen. Darin werden dann beispielsweise Übergriffe auf russische Landsleute verkürzt, übertrieben oder lückenhaft dargestellt. Und natürlich sind auch gefälschte Bilder im Umlauf, bei denen mit Hilfe von Bildbearbeitungsprogrammen Dinge heraus oder herein geschnitten wurden. Mittlerweile ist das sogar technisch relativ leicht bei Videos möglich.

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