Maikäfer

Millionen von Maikäfern fliegen gerade durch Südhessen. Für viele Menschen ist es ein faszinierendes Naturschauspiel, das nur alle vier Jahre zu beobachten ist. Für Förster und Waldbesitzer sind die braunen Brummer hingegen ein echtes Problem.

"Man sollte mit dem geschlossenen Mund auf dem Fahrrad fahren", rät Anke Bosch, Leiterin des Grünflächenamts in Darmstadt. Der Grund: "Ihnen kommen Maikäfer in Scharen entgegengeflogen. Wenn Sie hochgucken: Es ist alles braun mit Maikäfern." Vor allem abends schwärmen die Maikäfer durch die Lüfte. Denn das ist die Zeit, in der sich Männchen und Weibchen paaren. Doch auch tagsüber wimmelt es im Wald von Maikäfern.

Blätter "massiv abgefressen"

Bei Rüsselsheim zeigt der Leiter des Forstamts Groß-Gerau Klaus Velbecker auf eine Eiche über uns: "An diesem kleinen Ast allein dürften so 20 Maikäfer sitzen. Und über uns, wenn wir mal schütteln, dann rieselt es und die Maikäfer kommen runtergeprasselt." Gut zwei Wochen sind die Maikäfer jetzt schon unterwegs. Und hier im Wald sieht man deutlich: Sie haben schon ganze Arbeit geleistet. Die Eichenblätter sind kaum mehr als solche zu erkennen. "Der Maikäfer hat sich zuallererst auf die Eiche gestürzt, aber auch auf der Buche", sagt Velbecker. Die Blätter seien "schon massiv vom Maikäfer gefressen." Die meisten Blätter werden sich jedoch vom Fraß erholen.

Fazinierend sind diese Massen an Maikäfer eben auch, findet Tim, der mit seiner Familie im Wald unterwegs ist: "Ich finde die toll. Das ist auch ein schönes Erlebnis, wenn man die sieht, weil das passiert halt nur im Mai." Doch für Forstamtsleiter Klaus Velbecker kommt alle vier Jahre mit den schwärmenden Maikäfern das Problem an die Erdoberfläche, das ihm in der Zwischenzeit die Arbeit schwer macht. Denn jedes Maikäferweibchen wird in den nächsten Wochen bis zu 80 Eier in den Boden legen. Und schon ab Juli werden die ersten Engerlinge ihr Unwesen treiben. Die Folge: Junge Bäume haben keine Chance.

Größeres Problem als der Borkenkäfer

Klaus Velbecker greift um den Stamm einer gut zwei Meter hohen Eiche mit abgestorbenen Blättern und zieht ihn einfach aus dem Boden. "Wenn wir hier mal den Baum nehmen, sieht man keine Wurzeln mehr dran außer die ganz groben. Aber alle Feinwurzeln sind vom Engerling abgefressen. Und so ein Baum kann natürlich nicht weiterexistieren, der muss absterben." Für Klaus Velbecker ist der Maikäfer das deutlich größere Problem als der Borkenkäfer. Und: Es gibt immer mehr Maikäfer.

"Der Klimawandel zeigt sich auch da", sagt Velbecker. "Das trocken Warme, aber auch die Vegetation, die ihnen hier zusagt mit Vergrasungen, die durch die Schädigungen im Rhein-Main-Gebiet insgesamt zugenommen haben." Das führe dazu, dass sich der Maikäfer hier prächtig entwickeln könne. Auch Anke Bosch vom Grünflächenamt in Darmstadt machen gefräßigen Engerlinge Probleme: "Normalerweise, wenn es so fünf bis sieben Engerlinge pro Quadratmeter im Boden sind, ist das kein Problem. Aber hier im Westwald in Darmstadt haben wir bis zu 70 Engerlinge im Boden."

Pflanzen neuer Bäume kaum möglich

Bäume neu zu pflanzen, ist so kaum möglich. Deshalb heißt es jetzt auch für Klaus Velbecker: genau beobachten, wo die Maikäfer schwärmen. Denn hier haben Jungbäume höchstens in dreieinhalb Jahren eine Chance – kurz vor dem nächsten Maikäferflug.

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