Oranger Bierdeckel mit der Aufschrift "Nein zu Gewalt gegen Frauen"

Zum "Orange Day" werden etwa der Hessische Landtag oder die Paulskirche orange angestrahlt. Die Farbe soll eine Zukunft ohne Gewalt gegen Frauen symbolisieren. In Gießen könnte sie Menschen auch begegnen, wenn sie in Kneipen und Restaurants sitzen - auf einem Bierdeckel.

Der Bierdeckel ist rund, orange und hat eine blaue Hand in der Mitte. Darüber steht groß: "Nein zu Gewalt gegen Frauen!" Eine Aktion des Frauennetzwerks Soroptimist International Club Gießen. Teil davon ist Constanze Schleenbecker-Büttner. Für sie ist es wichtig, nachhaltig auf das Thema Gewalt an Frauen aufmerksam zu machen: "Die Menschen sollen hängen bleiben, wenn sie in der Kneipe an der Theke sitzen und da ihr Bierchen oder ihre Cola drauf gestellt bekommen. Es ist ganz egal, wer das ist - die Familie beim Sonntagsausflug ins Restaurant ist und genauso recht, wie wenn Fremde darüber ins Gespräch kommen."

"Kneipe ist der richtige Ort für das Thema"

Mindestens bis zum 10. Dezember sollen die Gastronomen die Bierdeckel nutzen – das ist der internationale Tag der Menschenrechte. 24 Gastronomen in und um Gießen sind dabei. Eine von ihnen ist Britta Prell, die Inhaberin der Kneipe Sowieso. Für sie ist die Kneipe genau der richtige Ort für das Thema, "weil hier das gesellschaftliche Leben stattfindet. Hier ist so der Querschnitt der Gesellschaft: Ich habe Gäste, die sind über 80, habe aber auch Gäste, die 16 sind."

Die Bierdeckel sollen aber nicht nur aufmerksam machen und zum Gespräch anregen, betont Mira Sellheim. Sie ist die Präsidentin von Soroptimist International Club Gießen. Deshalb steht auf dem Bierdeckel die Nummer des Hilfetelefons und ein QR-Code zu deren Webseite. "So ein Bierdeckel mit der Hilfetelefonnummer ist schnell eingesteckt und weitergegeben, das ist völlig unauffällig. Und wir hoffen, dass der ein oder anderen Frau die Hilfe dann zuteil wird."

Täglich ein Tötungsversuch durch Partner oder Ex-Partner

Gewalt an Frauen ist vielfältig: Stalking, psychische oder physische Gewalt bis hin zum Femizid, also dem Töten einer Frau aufgrund ihres Geschlechts. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 139 Frauen durch ihren aktuellen oder ehemaligen Partner getötet. Das zeigt der aktuelle Partnerschaftsgewaltbericht des Bundeskriminalamtes, der diese Woche veröffentlicht wurde. Jeden Tag gibt es demnach einen polizeilich registrierten Tötungsversuch an einer Frau in Deutschland, jeden dritten Tag stirbt eine Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner. Und das sind nur die Zahlen, die polizeilich erfasst werden. Wie hoch die Dunkelziffer ist, weiß keiner.

Deshalb ist es notwendig, an allen Orten auf das Thema aufmerksam zu machen, sagt Constanze Schleenbecker-Büttner: "Frauen werden auch nicht gefragt, ob es jetzt der richtige Moment ist, dass ihnen Gewalt angetan wird. Deswegen gehen wir genau dahin, wo Gesellschaft ist – und das ist eben auch in Kneipen, Restaurants und in Clubs."

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Orange Days

Die Frauenrechtsorganisation "Terre des Femmes" ruft nach eigenen Angaben seit 2001 zu dem internationalen Aktions- und Gedenktag "Nein zu Gewalt an Frauen!" am 25. November auf. Damit soll die Öffentlichkeit wachgerüttelt und ein weltweites Zeichen gegen Gewalt gesetzt werden. Die Vereinten Nationen rufen bereits seit gut zwanzig Jahren zu den sogenannten Orange Days auf, die am selben Tag starten. Die "Orange Days" erstrecken sich über 16 Tage. Unter anderem werden markante Wahrzeichen in Städten orange angeleuchtet.

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