Hände mit blauen Schutzhandschuhen geben eine Spritze in den Oberarm einer Frau.

Eine Studie zur Impfbereitschaft von Menschen mit Migrationshintergrund zeigt: Nicht die Herkunft, sondern Bildung, sozialer Status und Deutschkenntnisse sind entscheidend. Um die Impfquote zu erhöhen, müsse die Politik bessere Angebote schaffen. Die Stadt Bremen zeigt, wie das funktionieren kann.

Das Robert Koch-Institut hat die Impfbereitschaft von Menschen mit Migrationshintergrund untersucht. Das Ergebnis: Nicht die Herkunft, sondern Deutschkenntnisse, die Bildung und der soziale Status entscheiden darüber, ob sich Menschen impfen lassen oder nicht, sagte Lisa Wohlkotte vom Robert Koch-Institut. "In der Gruppe mit den geringsten Deutschkenntnissen beträgt die Impfquote etwa 75 Prozent und steigt, je besser die eigenen Deutschkenntnisse von den Personen eingeschätzt werden."

Politik muss bessere Angebote schaffen

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die Uni Bielefeld. Wissenschaftlerinnen dort haben untersucht, wie gut Menschen mit Migrationshintergrund über gesundheitliche Themen aufgeklärt sind und wo sie sich informieren. Digitale Angebote spielen dabei eine große Rolle, sagt Professorin Doris Schaeffer: "Menschen mit Migrationshintergrund sind digital affiner. Sie nutzen auch digitale Medien mehr als die Gesamtbevölkerung in Deutschland. Vor allen Dingen das Internet und soziale Medien nach unseren Daten."

Vor allem in sozialen Medien ist die richtige Ansprache wichtig. Menschen unterhalten sich, teilen Videos, bauen Vertrauen auf, wenn sie in ihrer Muttersprache angesprochen werden. Über Impfungen nur schriftlich zu informieren, sei der falsche Weg - und eine allgemeine Impfkampagne wirkungslos. Hier müsse die Politik nachbessern und bessere Angebote schaffen. Denn Menschen mit Migrationshintergrund informieren sich häufig auf Webseiten ihrer Herkunftsländer, weil entsprechende Angebote in Deutschland fehlen. "Wir müssen in die Qualität von Informationen mehr investieren. Wir brauchen mehr saubere Information und das auch speziell für diese Bevölkerungsgruppen, über die wir sprechen", sagt Schaeffer von der Uni Bielefeld.

Vorbild Bremen

Wie es besser laufen kann, zeigt Bremen. Dort ist man von Anfang an mit sogenannten Gesundheitsfachkräften gezielt in sozial benachteiligte Stadtteile gegangen. Menschen mit Migrationshintergrund wurden persönlich angesprochen, Vorurteile entkräftet und über die Impfung aufgeklärt, sagt Kai Bultmann, Leiter der Impfkampagne in Bremen. "Diese Gesundheitsfachkräfte sind Menschen, die unsere Bürgerinnen und Bürger in der Stadt hier in ihrer Muttersprache ansprechen können, die eine gesundheitliche Ausbildung haben in unterschiedlicher Weise, sodass sie diesen Menschen direkt gesundheitliche Fakten auch in ihrer Muttersprache erklären konnten."

Bremen ist die Stadt mit dem höchsten Migrationsanteil in Deutschland. Trotzdem sind 87 Prozent aller Bürger geimpft. Im Vergleich zu allen anderen Bundesländern liegt Bremen damit an erster Stelle.

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