Corona Test

Immer wieder gibt es Fälle, in denen sich Menschen nicht mit Corona infizieren, obwohl sie engen Kontakt zu Erkrankten hatten. Woran liegt das? Eine Studie gibt jetzt erste Hinweise.

Wie lässt es sich erklären, dass sich - etwa bei Menschen, die in einem Haushalt leben - die einen mit Corona infizieren und die anderen nicht?

Es gibt zumindest erste Hinweise darauf, was dahinter stecken dürfte, und zwar individuelle Unterschiede in der Aktivität bestimmter Zellen und Biomoleküle, die  zum Immunsystem gehören. Das legt zumindest eine aktuelle Studie aus Großbritannien nahe. Die wurde vom renommierten Fachmagazin „Nature“ vorab im Internet veröffentlicht. Das heißt, sie befindet sich noch im wissenschaftlichen Begutachtungsprozess, wurde aber von der Nature Redaktion jetzt schon zu Informationszwecken zur Verfügung gestellt.

Es geht demnach also um individuelle Unterschiede in der Aktivität von Zellen und Molekülen des Immunsystems. Was heißt das konkret?

Es dreht sich zum einen um die T-Zellen, das sind spezielle weiße Blutkörperchen und die übernehmen, teils in Wechselwirkung mit den Antikörpern, Aufgaben der Immunabwehr. Sie erkennen zum Beispiel körpereigene Zellen, die von Viren infiziert worden sind, und töten sie ab. Außerdem spielt noch ein Molekül eine Rolle: Das Immunprotein, IFI 27. Und sowohl die Zellen als auch das Protein waren unerwartet zahlreich vorhanden im Körper von Menschen, die trotz Kontakt zu Sars-CoV-2-Infizierten gesund geblieben sind.

Was für Menschen waren das denn?

Das waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter britischer Kliniken. Und unter diesen wurde eben eine Gruppe von Menschen identifiziert, bei denen innerhalb von vier Monaten weder ein Corona-Test positiv war, noch Antikörper gegen das Virus gefunden werden konnten. Diese Entdeckung spornte dann zu den veröffentlichten Untersuchungen an, zumal es eben im Kollegenkreis dieser Personen mehrere Sars-CoV-2-Infektionen gab.

Haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dafür eine Erklärung?

Sie haben zumindest eine Vermutung: Dass die Körper der Nicht-Erkrankten schon in gewissem Umfang darauf vorbereitet waren, das Coronavirus zu bekämpfen. Es gibt ja noch andere Coronaviren, mit denen wir uns infizieren können und die bei uns meist nur eine Art Erkältung hervorrufen. Und die Abwehr-Informationen für diese Coronaviren könnten nun also im Immungedächtnis abgespeichert worden sein, und dadurch wurde jetzt eine schnelle Immunantwort möglich. Man spricht von einer Kreuzreaktion und diese Hypothese wird durchaus auch durch andere Studien gestützt. Gerade hat etwa auch die Uni Zürich Ergebnisse veröffentlicht, wonach Immunreaktionen gegen die harmloseren menschlichen Coronaviren auch einen gewissen Sars-CoV-2-Schutz bieten und so zu Puzzleteilen für eine umfassende Coronaviren-Immunität werden.

Was ist das Immunprotein IFI 27 – also das Protein, das bei den Menschen, die sich nicht infiziert haben, in erhöhtem Maße vorhanden war?

Es ist eben ein Immunprotein – und dass es das gibt bzw. in so einer großen Menge gibt, könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Menschen mit IFI27 schonmal Kontakt hatten mit dem Virus Sars-CoV-2. Bei ihnen habe es dann aber einen raschen Infektionsabbruch gegeben, das ist die Vermutung der Wissenschaftler, eben weil das Virus rasch vom Immunsystem bekämpft werden konnte. Und die vielen Immunproteine sind quasi die übriggebliebenen Indizien dafür.

Diese Proteine helfen dem Körper jetzt beim Abwehren neuer Coronavirus-Infektionen - zumindest bei einigen Menschen, denn nicht jede Erkältung, die auf ein harmloses Coronavirus zurückgeht, wird zu diesem Immun-Zustand führen, das ist jetzt schon absehbar. Aber ja, erstmal ist es eine brauchbare Hypothese. Natürlich sind noch weiterführende Untersuchungen nötig, die Veröffentlichung muss noch wissenschaftlich geprüft werden. Aber wenn sich das alles erhärtet, könnten diese Erkenntnisse irgendwann auch bei der Weiterentwicklung von Impfstoffen helfen.

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