Ein Fläschchen steht vor dem Text "Omicron (B.1.1.529): SARS-CoV-2" (picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Wie wirksam sind die bestehenden Impfstoffe gegen die neue Virus-Variante Omikron? Das versuchen Virologen weltweit so schnell wie möglich herauszufinden. Nun gibt es erste Ergebnisse.

Die Ergebnisse stammen aus einer Studie in vom Africa Health Research Institute in Südafrika und vom Institut für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt. Wir fassen das Wichtigste zusammen.

Wie sind die Forscher vorgegangen und was sind die Ergebnisse?

Das Institut für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt hat Virus-Material von Personen, die sich mit Omikron infiziert haben, isoliert. Dieses Virus-Isolat wurde dann herangezüchtet und mit dem Blutserum von geimpften Personen zusammengebracht, um zu schauen, wie gut die Antikörper im Serum das Virus neutralisieren können.

Im Ergebnis habe sich gezeigt, dass die Antikörper von Menschen, die zweimal geimpft wurden, nach sechs Monaten überhaupt kein Virus mehr neutralisieren konnten. Das gilt sowohl für zwei BioNTech-Impfungen, zwei Moderna-Impfungen und auch für einmal mit AstraZeneca und einmal mit BioNTech Geimpfte.

Wie unterscheidet sich die Wirksamkeit bei den unterschiedlichen Varianten?

Sandra Ciesek, die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, schreibt auf Twitter: Wenn man Delta und Omikron vergleicht, ist die Wirksamkeit um das bis zu 37-fache geringer. Und Christian Drosten kommentiert: "Sieht nicht gut aus für zweifach Geimpfte."

Das bestätigen auch die Untersuchung des Africa Health Research Institute in Durban, Südafrika. Auf ihrer Website veröffentlichten sie, dass die Neutralisationsfähigkeit nach zwei Impfungen laut ihren Erkenntnissen um das 40-fache geringer ist.

Können Booster-Impfungen vor der Omikron-Variante schützen?

Der Berliner Virologe Christian Drosten empfiehlt bei Twitter zwar Booster-Impfungen, aber die Labor-Ergebnisse aus Frankfurt haben ergeben, dass die Antikörper nach einem Booster mit dem BioNTech-Impfstoff nach drei Monaten gerade einmal noch 25 Prozent Neutralisationsfähigkeit haben. Zum Vergleich: Bei Delta sind es 95 Prozent. Auch die Wissenschaftler des Africa Health Research Institut sehen das so. Einen gewissen Schutz vor Infektionen böten die Booster, allerdings nur einen Bruchteil.

Was offenbar gar nicht mehr wirkt, sind monoklonale Antikörper, die man in der Frühphase einer Infektion gibt. Sandra Ciesek schreibt, diese seien wie erwartet wirkungslos.

Sind Geimpfte also überhaupt nicht mehr geschützt?

Tatsächlich sind sie sind offenbar nicht oder nach einem Booster nicht sehr gut vor einer Infektion geschützt - weil die Antikörper nicht neutralisieren. Allerdings hat das menschliche Immunsystem noch eine zweite Ebene, die T-Zellen-Immunantwort. Die T-Zellen können infizierte Zellen zerstören und so verhindern, dass eine schwere Erkrankung eintritt. Die Hoffnung ist, dass dieser Teil der Immunantwort bei Omikron noch funktioniert. Das lässt sich aber aus den Laborversuchen mit den Antikörpern nicht ablesen.

Wie reagieren Genesene auf die Omikron-Variante?

Zumindest bei zusätzlich Geimpften geben die Untersuchungen aus Durban Hinweise: Dort hat man auch die Blutseren von sechs genesenen Personen, die dann nochmal geimpft wurden, mit dem Omikron-Virus zusammengebracht. Fünf der sechs haben noch wirksame Immunantworten hervorgebracht. Ein Grund ist offenbar, dass Menschen, die nach einer Infektion noch geimpft wurden, höhere Antikörper-Level erreichen.

Muss jetzt ein neuer Impfstoff entwickelt werden?

Sandra Ciesek meint Ja. Sie schreibt bei Twitter: "Die Daten bestärken, dass die Entwicklung eines an Omikron angepassten Impfstoffs sinnvoll ist." Es steckt darin aber auch eine gute Nachricht, denn es klingt so, dass man den Impfstoff anpassen kann. Die Befürchtung war, dass das Omikron-Virus einen anderen Weg gefunden hat, in die Zelle einzudringen. Das hätte bedeutet, dass die Entwicklung wieder bei null beginnen müsste - das scheint aber nicht so zu sein.

Und auch BioNTech untersucht gerade, was Omikron mit seinem Impfstoff macht. Laut BioNTech-Chef Ugur Sahin sollen bald Ergebnisse vorliegen.

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