Sogenannte Totimpfstoffe sind Alternativen zu den bisherigen mRNA-Impfstoffen gegen Corona. Mancher bislang Ungeimpfter wartet auf diese Impfstoffe. Wann sie kommen und was sie können, beantwortet hr-iNFO-Wissenschaftsredakteurin Cornelia Eulitz-Satzger.

Welche Impfstoffe kommen demnächst auf den Markt?

Eulitz-Satzger: Konkret sind das zwei Impfstoffe. Erstens der Proteinimpfstoff von Novavax, der in der EU bereits zugelassen ist. Am 21. Februar soll die erste Tranche geliefert werden. Und es ist geplant, dass das Personal im Pflegebereich diesen Impfstoff priorisiert bekommen kann, da dort ja ab dem 15. März eine berufsbezogene Impfpflicht gilt und man diesen Menschen die Wahl zwischen den bisherigen Impfstoffen und dem von Novavax geben will - natürlich um Personal in der Pflege zu halten.

Zweitens kommt auch der Impfstoff von Valveva. Ein klassischer Totimpfstoff, der gerade im Zulassungsverfahren bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA ist. Da rechnet man mit einer Zulassung im ersten Quartal 2022. Und die Auslieferung ist dann vermutlich ab April.

Proteinimpfstoff, Totimpfstoff – wie funktionieren diese beiden Impfstoffe?

Eulitz-Satzger: Weder der Novavax-Impfstoff noch der Valneva-Impfstoff enthalten vermehrungsfähige Virusbestandteile. Deshalb könnte man im weiteren Sinn beide als Totimpfstoffe bezeichnen

Bei Valneva wird tatsächlich das komplette Virus bei der Impfung verwendet. Das ist also quasi die gesamte Hülle, die dem Immunsystem präsentiert wird. Das Virus wurde aber vorher inaktiviert, also abgetötet.

Bei Novavax werden gentechnisch produzierte Virusteilchen verwendet. Da wird das Spike-Protein des SARS-Cov-2 künstlich nachgebildet. Und gegen diese nachgebildeten Spikeproteine entwickelt das Immunsystem Antikörper.

Damit das funktioniert, brauchen beide Impfstoffe noch einen Wirkverstärker, ein Adjuvans. Das sorgt dafür, dass das Immunssystem ausreichend Antikörper und auch T-Zellen bildet und es so eine gute Immunantwort geben kann, wenn wirklich ein Virus auftaucht.

Was ist mit Nebenwirkungen oder unerwünschten Langzeitfolgen?

Eulitz-Satzger: Mit Impfstoffen aus inaktivierten Viren, also mit den klassischen Totimpfstoffen, arbeitet die Medizin bereits sehr lange. Wir können zum Beispiel sicher sein, dass die Viren wirklich abgetötet sind. Man hat zum Teil auch Erfahrungen mit den Wirkverstärkern der Impfstoffe. Und man weiß von anderen Impfungen, welche Nebenwirkungen aufgetreten sind und ob es Langzeitfolgen gab.

Aber Fachleute sagen, man muss jeden einzelnen Impfstoff für sich betrachten. Bei Novavax haben wir die Erfahrungen aus der Zulassungstudie mit ein paar tausend Menschen. Aber sehr seltene Nebenwirkungen treten erst bei der massenhaften Verimpfung auf. Das haben wir bei den mRNA-Impfstoffen gesehen. Und wer Vorbehalte gegen Gentechnik oder Nanopartikel hat, dem sei gesagt, dass diese Technologien auch beim Novavax-Impfstoff verwendet werden.

Wie gut schützen die Impfstoffe vor Omikron?

Eulitz-Satzger: Schwer zu sagen. Beide Impfstoffe sind nicht speziell gegen Omikron entwickelt und klinisch getestet worden.

Von Novavax gibt es zu Omikron noch keine belastbaren Daten. Es existiert eine Laborstudie, bei der der Impfstoff allerdings nur als Booster eingesetzt wurde. Da gab es einen messbaren Anstieg von Antikörpern. Das hat aber wenig Aussagekraft für Menschen, die sich damit jetzt erstimpfen lassen wollen.

Bei Valneva gibt es auch nur aktuelle Labordaten. Die zeigen, wie sich die neutralisierenden Antikörper nach einer dreifachen Impfung mit Valneva entwickeln. Laut Unternehmen liegt die Wirksamkeit dann bei 87 Prozent.

Wie sehr uns diese Impfstoffe letztlich helfen können, wird natürlich davon abhängen, mit welchen Virusvarianten wir es noch zu tun bekommen - möglicherweise im Herbst. Wie gut das Immungedächtnis - Stichwort T-Zellen - dann funktioniert. Und wie breit der Immunschutz durch die Impfung aufgestellt ist.

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