Pilotversuch in Japan: Pillen aus dem Apotheken-Automaten

Plötzlich Kopfschmerzen, keine Tabletten dabei und die nächste Apotheke weit weg. Da könnte ein Pillenautomat vielleicht Abhilfe schaffen – gerade auch in entlegeneren Gebieten. In Japan mit seiner schnell alternden Bevölkerung ist das ein Thema. In Tokio läuft dazu jetzt ein dreimonatiger Testversuch.

Kalte und heiße Getränke, Fertiggerichte, manchmal auch Höschen – Automaten sind fester Bestandteil Japans und viel genutzt. Am Bahnhof Shinjuku in Tokio, einem der größten Bahnhöfe der Welt, steht seit kurzem ein besonders auffälliger Automat. Dort werden Kopfschmerztabletten, Haarwuchsmittel und Ähnliches angeboten – insgesamt rund 30 frei verkäufliche Medikamente.

Pilotversuch in Japan: Pillen aus dem Apotheken-Automaten

"Es gibt eine große Palette an Medikamenten, aber vor allem jene, die man dringend brauchen könnte. Vor allem gegen Schmerzen oder Übelkeit", erklärt Takanori Okyuyama vom Pharmakonzern Taisho, der den Pillenautomaten versuchsweise aufgestellt hat, und drückt auf einem überdimensionierten Touchpad auf eine Schmerzmittelpackung. Dann schaltet sich am oberen Rand eine Kamera zur Gesichtserkennung an . "Bei manchen Produkten ist es so, dass verhindert werden muss, dass dieselbe Person mehrere Packungen kauft." Eine staatliche Vorgabe wegen starker Nebenwirkungen, die dann auch sofort auf dem Bildschirm erscheinen und man bestätigen muss.

Bequemlichkeit oder persönliche Kundenberatung

Pilotversuch in Japan: Pillen aus dem Apotheken-Automaten

In einer Apotheke ploppen parallel alle Informationen auf einem Tablet auf. Dort steht heute Chong Sunyong, die den Kauf genehmigen muss. Einfach per Knopfdruck zur Pille. Die junge Frau ist skeptisch: "Bei uns Apothekern sind die Meinungen über den Automaten sehr geteilt. Ich möchte lieber den Kunden alles persönlich erklären, aber es gibt sicher Apotheker, die das gut finden." Japaner seien überhaupt nicht im Umgang mit Medikamenten geschult und zudem biete ein Automat nur eine begrenzte Auswahl, gibt sie zu bedenken.

Der Bildschirm sei derzeit auch noch zu groß, jeder könne so öffentlich sehen, was man kauf, räumt Takanori Okuyama vom Pharmakonzern ein. Das werde man ändern. Wenn dann noch die Gesetze ein bisschen gelockert werden, könnte ein solcher Automat in bestimmten Gegenden hilfreich sein, glaubt er: "Unser langfristiger Gedanke ist natürlich, dass die Menschen zum Beispiel auch auf einer abgelegenen Insel oder nachts an ein Medikament kommen können." Der Kauf sei viel schneller erledigt als online und man könne auch Dinge kaufen, die einem vielleicht in der Apotheke peinlich seien – wie ein Mittel gegen Fußpilz und Hämorrhoiden.

Modell für entlegene Orte?

Einige potenziellen Kundinnen sind einem solchen Angebot gegenüber zumindest aufgeschlossen: "Wenn ich akute Symptome habe, zum Beispiel Kopfschmerzen, und ich finde sonst weit und breit keine Apotheke, würde ich zum Automaten gehen", sagt eine Frau. Gerade auf dem Land könnte das eine gute Idee sein. Eine weitere findet, bei rezeptfreien Medikamenten spiele es keine Rolle, ob man sie am Automaten oder in einer Apotheke kaufe.

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