Frau in Hängematte

Wenn der Feiertag auf einen Sonntag fällt, sollte er an einem Werktag nachgeholt werden - so fordern es Politiker der Linken und Grünen. In anderen Ländern gibt's das schon. Aber ist das auch für Deutschland eine gute Idee? Unsere Autoren sind geteilter Ansicht.

PRO

Von Oliver Neuroth

In Spanien ist es selbstverständlich: Fallen dort Feiertage auf einen Sonntag, werden sie am Montag nachgeholt – bis auf ein paar wenige regionale Ausnahmen. Es gibt also keine langen Gesichter bei Arbeitnehmern, wenn sie Anfang des Jahres den neuen Kalender aufschlagen und feststellen, dass freie Tage wegfallen, weil sie auf Wochenenden liegen. Und das ist gut so.

Wir alle haben zwei Jahre Pandemie hinter uns, die nur an den allerwenigsten spurlos vorbeigegangen sein dürften. In vielen Jobs wird Arbeit eher verdichtet, es geht kaum entspannter zu. Arbeitnehmer müssen auch Luft holen können, jeder freie Tag tut ihnen gut. Und das zahlt sich auch für den Arbeitgeber aus: Denn wer zusätzlich Energie tanken kann, ist ausgeruhter und produktiver im Job.

Politiker der Linkspartei sprechen sogar davon, dass der soziale Zusammenhalt in Deutschland gestärkt werden könnte, wenn man Feiertage nachholt. Das dürfte etwas übertrieben sein - auch die Forderung an Unternehmen, ihren Beschäftigten aus freien Stücken einen zusätzlichen arbeitsfreien Tag zu gewähren. Doch die Idee, das Thema noch einmal ins Parlament zu bringen, ist gut.

Vor etwa einem Jahr hat der Bundestag einen ähnlichen Antrag zwar abgelehnt, doch die Vorzeichen sind jetzt andere: Die Pandemie dauert länger als zunächst gedacht, der Krieg als neue Belastung ist dazu gekommen. Vielleicht würden die Abgeordneten daher heute JA sagen zum spanischen Modell.

CONTRA

Von Martin Ganslmeier

Natürlich würden sich viele über einen weiteren freien Tag freuen. Aber die Frage ist doch: Kann sich Deutschland auf Dauer immer mehr Wohltaten für Beschäftigte leisten? Schon jetzt steht Deutschland im internationalen Vergleich an der Spitze der Länder mit den meisten Feiertagen. Wenn da zwei oder drei auf ein Wochenende fallen, können wir das gut verkraften. Dafür liegen in anderen Jahren die Feiertage günstiger, und wir dürfen uns über mehrere verlängerte Wochenenden freuen. Und – auch das sollten wir nicht vergessen: Beschäftigte in Deutschland bekommen im Schnitt 30 Urlaubstage. Mehr als in den meisten Ländern der Welt.

Die Forderung der Linken kommt übrigens alle Jahre wieder, vor allem wenn der 1. Mai auf ein Wochenende fällt. Im Bundestag ist für das Nachholen von Feiertagen keine Mehrheit in Sicht. Zu Recht, wie ich finde. Denn zusätzliche freie Tage verursachen Kosten für diejenigen, die unsere Wirtschaft am Laufen halten: Unternehmen, Selbstständige und kleine Geschäfte.

Schon jetzt ist klar, dass die Krisen der vergangenen Jahre den Staat – und somit uns Steuerzahler - Milliarden-Summen kosten. Die Folgen von Pandemie und Krieg werden bei uns wie in kaum einem anderen Land sozial abgefedert. Bezahlen müssen dies irgendwann die jüngeren Bürger oder kommende Generationen. Die aber sollten wir nicht immer weiter mit gut gemeinten Wohltaten belasten.

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