Portrait von Awet Tesfaiesus

Allein mit ihrem Einzug in den Bundestag schreibt Awet Tefaiesus bereits Geschichte: als erste Frau mit schwarzer Hautfarbe im deutschen Bundestag. Der Weg dorthin war nicht immer leicht. Als Mitglied im Rechtsausschuss liegt ihr besonders viel daran, gegen Diskriminierung anzukämpfen.

Die Reisen nach Berlin sind für Awet Tefaiesus noch alles andere als Routine. Sichtlich bewegt erzählt sie von einer ihrer ersten Zugfahrten aus Nordhessen in die Hauptstadt als Bundestagsabgeordnete: "Da kam eine junge, schwarze Frau aus dem Schwalm-Eder-Kreis kurz vor dem Aussteigen auf mich zu und sagt: 'Sie sind noch die Abgeordnete.' Sie hat mir gesagt, wie sehr sie sich freut. Da sind wir beide emotional geworden. Und da flossen die Tränen."

Weg nach Berlin war oft nicht leicht

Tränen der Freude sind es bei Awet Tesfaiesus, der ersten schwarzen Frau im Deutschen Bundestag. Der Weg nach Berlin war für die Grünen-Politikerin mit afrikanischen Wurzeln oft nicht leicht. Wegen ihrer Herkunft ist sie mehrfach angefeindet worden: "Man denkt, es ist ein normales Gespräch im Wahlkampf und dann endet das mit: 'Warum gehen Sie nicht zurück nach Afrika?' Und das mit einer Aggressivität, dass ich froh bin, wenn ich andere Menschen bei mir habe, die sich dann vor mich stellen."

Zitat
„Man denkt, es ist ein normales Gespräch im Wahlkampf und dann endet das mit: 'Warum gehen Sie nicht zurück nach Afrika?'“ Awet Tesfaiesus Awet Tesfaiesus
Zitat Ende

Geboren wird Awet Tesfaiesus in Eritrea. Als sie zehn ist, flieht sie mit ihrer Familie vor dem Bürgerkrieg nach Deutschland, wächst hier in armen Verhältnissen auf. Trotzdem schafft sie es, Jura zu studieren, wird Anwältin in Kassel. Ihr Fachgebiet: Asylrecht. Seit 2009 engagiert sich Tesfaiesus politisch, zuletzt als Stadtverordnete in Kassel und nun eben als Abgeordnete im Bundestag. Integration und Gleichstellung sind die Schwerpunkte der 47-jährigen Politikerin. Als neues Mitglied im Rechtsausschuss liegt ihr besonders viel daran, gegen Diskriminierung anzukämpfen.

Das, was vor Ort bewegt, mit nach Berlin nehmen

"Es ist sehr wichtig, dass wir nicht abstrakt Politik machen, sondern konkret das, was uns vor Ort bewegt, auch mit nach Berlin nehmen", meint Tesfaiesus. Und dabei will sie nicht nur auf ihre eigenen Erfahrungen zählen, sondern mit den Menschen in Hessen im Gespräch sein. Etwa beim Ortstermin im Landkreis Hersfeld-Rotenburg: Auf einer Weide umgeben von Pferden und Wiesen lässt sich die Grünen-Politikerin ein ehrenamtliches Naturschutzprojekt zeigen - inklusive Ziegen und Schafe füttern. Ein Thema der Leute vom Land, denen sie in Berlin Gehör verschaffen will.

"Wir leben nicht alle in Städten", sagt Tesfaiesus. "Viele Menschen wohnen auf dem Land, sie haben einen anderen Blick auf die Themen. Meine Aufgabe wird sein, das auch immer wieder reinzubringen. Das ist mir wichtig."

Zwei Wochen im Monat ist die Ehefrau und Mutter eines Sohnes zu Hause in Nordhessen unterwegs. Dort findet sie den Ausgleich zu ihrer noch ungewohnten Arbeit in der Hauptstadt: "Ich glaube, wenn das hier nicht wäre - wo ich mich sozusagen wieder erde und runterkomme, wäre das auf Dauer zu viel für mich."

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen