Serie: Die Neuen aus Hessen im Bundestag Janine Wissler (Linke): "Druck aus der Opposition machen"
Nur mit Ach und Krach schafften Janine Wissler und ihre Partei den Einzug in den Bundestag. Zwölf Jahre war die 40-Jährige Fraktionsvorsitzende der hessischen Linken, im Berliner Parlament ist sie eine Neue. "Druck aus der Opposition" will sie aber auch dort machen.
Janine Wissler tat sich lange schwer, auf die große Politbühne in Berlin zu gehen. Denn die wichtigste politische Bühne ist für die Linken-Chefin eigentlich die Straße. Bei einem Streik von Pflegern in Frankfurt ergreift sie auch mal das Mikrofon: "Weg mit diesen verdammten Fallpauschalen. Die Coronakrise hat noch mal gezeigt: Dieses System macht krank!"
Mittendrin bei den Kämpfern sozialer Bewegungen
Sie will mittendrin sein, sagt die in Langen geborene Politikerin – bei den Kämpfern sozialer Bewegungen. Und sie ist es auch immer wieder: Wie Ende November, als Beschäftigte des Frankfurter Uniklinikums durch die Straßen bis zur Innenstadt ziehen. Ein Streik von Verdi für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld. Wissler hat von der Aktion gehört, wegen anderer Termine ist sie ohnehin in der Stadt. Da läuft sie einfach mit.
"Man kann Gesellschaft nur dann grundlegend verändern, wenn es auch einen gesellschaftlichen Druck gibt - gewerkschaftliche Proteste, Streiks", meint Wissler. Deswegen halte sie es für dringend notwendig, ihre Arbeit nicht auf den Bundestag alleine zu konzentrieren, sondern solche Protestbewegungen und die Gewerkschaften zu unterstützen.
Druck aus der Opposition
Die Frankfurterin ist eine Neue in Berlin. Seit 17 Jahren engagiert sie sich bei linken Parteien. 13 Jahre war sie Abgeordnete, 12 Jahre Fraktionsvorsitzende der Linken im Hessischen Landtag. Seit September sitzt Wissler für den Wahlkreis Frankfurt I im Bundestag. Ihre Hauptthemen: Soziales und Gerechtigkeit.
Rot-Rot-Grün wäre Wisslers Lieblingskombination im Bund gewesen. Doch das hat bei der Bundestagswahl nicht gezogen, gibt sie unumwunden zu. Der Einzug ins Parlament gelang nur mit Ach und Krach, die Bundestagwahl wurde zum Desaster für die Linke. Trotzdem bleibt die 40-Jährige positiv: "Wir hätten uns natürlich ein anderes Bundestagswahlergebnis gewünscht. Und wir hätten auch gerne über eine Koalition verhandelt. Aber jetzt machen wir Druck aus der Opposition."
Für Wissler kamen bei der Wahl mehrere Punkte zusammen: Zunächst war zum ersten Mal seit 2005 nicht klar, welche Partei die Kanzlerin oder den Kanzler stellt. "Aber natürlich liegen die Gründe tiefer. Wenn man sich die letzten Jahre anschaut, dann haben wir bis auf ein paar Ausnahmen auch bei vielen Landtagswahlen nicht so gut abgeschnitten und Stimmen verloren." Jetzt müsse ihre Partei in Ruhe analysieren und die nächsten Jahre nutzen, um das Vertrauen der Wählerschaft zurückzugewinnen.
In Hessen verankert
Gleichzeitig will Wissler mit Hessen verbunden bleiben: „Ich bleibe in Frankfurt wohnen und in Hessen verankert. Und es gibt ja viele Themen, die in Hessen von entscheidender Bedeutung sind, aber die auf Bundesebene gelöst werden müssen." Etwa das Problem von zu wenig bezahlbarem Wohnraum, der Pflegenotstand, der Kampf gegen Armut und alle Fragen rund um die Verkehrswende.