Symbolfoto: Auf einem Elektrostecker klebt ein Euro-Preisschild

Wer Strom spart, hat dabei die Umwelt oder den eigenen Geldbeutel im Blick. So zumindest die weitverbreitete Annahme. Eine Studie aus Kassel zeigt nun aber: An die Umwelt denken Stromsparer eher selten.

Das Eco-Programm der Spülmaschine: Es spart Strom und Wasser, braucht dafür aber ewig. Wer geduldig ist und diese Extra-Zeit in Kauf nimmt, der gehört zu denjenigen, die tendenziell mehr Strom sparen als andere. Das haben Wirtschaftsforscher der Uni Kassel herausgefunden.

Geduld zahlt sich aus

In einer repräsentativen Studie haben sie untersucht, welche Menschen besonders viel Strom sparen. "Das versuchen wir uns so zu erklären, dass geduldige Menschen auch eher in energieeffiziente Maßnahmen investieren. Das hängt damit zusammen, dass diese Personen eher berücksichtigen, dass sich die höheren Investitionen heute langfristig auszahlen", erklärt Elke Groh.

Zu diesen geduldigen Menschen gehört anscheinend Frauke Thies aus Kassel. Denn bei ihr steht die Energieeffizienz an erster Stelle beim Kauf von neuen Elektrogeräten. "Ich gucke am besten nach dem Stromsparendsten. Preise muss man dann schon noch vergleichen, aber eigentlich ist der Unterschied meistens nicht so groß, dass man da nicht drauf achten kann", sagt sie.

Holger Martin setzt sich ebenfalls mit dem Stromverbrauch auseinander. Wenn er einen neuen Kühlschrank kaufen müsste, sei noch ein weiterer Punkt wichtig. "Erstmal gucken wir: Ist der Kühlschrank praktisch für uns? Und dann wird natürlich auch auf die Energieeffizienz geachtet", sagt er.

Weniger Strom zum gleichen Preis

Neben stromsparenden Geräten würde seine Familie auch darauf achten, das Licht immer auszuschalten, den Kühlschrank nicht zu lange zu öffnen und so weiter. Mit dem Ergebnis: "Was unsere Familie betrifft, sind wir zwar mit den Kilowattstunden runtergekommen, aber preislich haben wir nichts gespart, weil die Energieversorger den Preis ja immer anheben."

Finanzielle Anreize sind laut Studie ein ausschlaggebender Faktor, den eigenen Stromverbrauch zu reduzieren. Das sei wenig überraschend, sagt Professor Andreas Ziegler. Ganz im Gegensatz zu einem anderen Ergebnis. "Im Gegensatz zu anderen Faktoren spielt Umweltbewusstsein keine große Rolle. Das heißt also, Haushalte in Deutschland sehen Strom sparen nicht als einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz."

Viele Faktoren, Umwelt ist keiner

Viele Haushalte würden sich für erneuerbare Energien, und damit ja durchaus für Umweltschutz, interessieren – der konkrete Stromverbrauch rücke dabei in den Hintergrund, vermutet der Wissenschaftler. "Es könnte sein, dass es damit zusammenhängt: 'Ok, wenn ich Ökostrom nachfrage, dann muss ich jetzt nicht noch mehr Strom einsparen.'"

Geschlecht, Alter und Bildung spielen übrigens auch eine Rolle, ob eine Person mehr oder weniger Strom verbraucht. Generell können Andreas Ziegler und Elke Groh festhalten: Männer, ältere oder kranke Menschen und Personen mit geringerer Bildung verbrauchen im Schnitt mehr Strom als andere. Ob jemand umweltbewusst ist oder nicht, spielt da keine Rolle.

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Sendung: hr-iNFO Aktuell, 02.12.2021, 12-15 Uhr

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