Studie Heißhunger durch Diät-Getränke?

Bestimmte Süßstoffe in Light- oder Diät-Limonaden können das Hungergefühl offenbar noch zusätzlich ankurbeln. Besonders betroffen sind laut einer Studie der Universität von Südkalifornien Frauen und übergewichtige Menschen.
Die Vermutung, dass uns Diät-Getränke noch hungriger machen und beim Abnehmen wenig hilfreich sind, gibt es schon länger. Katie Page ist Professorin an der University of Southern California in Los Angeles. Sie hat sich besonders ein Süßungsmittel genauer angeschaut: Sucralose. Es wird zumindest in den USA mit am häufigsten konsumiert.
Getränke, Joghurts, Senf
Sucralose ist seit 2004 auch in der EU unter dem Namen E955 zugelassen und schmeckt gut 600-mal süßer als Kristallzucker. Sein Vorteil: Anders als andere Ersatzstoffe hinterlässt es keinen bitten Nachgeschmack im Mund. Sucralose wird in sehr vielen Lebensmitteln eingesetzt: in Getränken, Süßwaren, Desserts, Konfitüren und Marmeladen. E 955 ist sogar in Senf, Knabberzeug und alkoholischen Getränken zu finden.
"Es ist in vielen Nahrungsmitteln enthalten, von denen wir es nicht erwarten - zum Beispiel in Joghurts, in Kaugummis oder gesüßtem Wasser. Es ist auch in Müsli-Riegeln und in abgepackten Lebensmitteln, die ohne zusätzliche Kalorien süßer schmecken sollen", sagt Katie Page.
Frauen und Übergewichtige besonders empfindlich
Für ihre Studie hat sie 74 junge Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren untersucht, die alle mit Sucralose gesüßte Getränke konsumieren mussten. Sie hat drei Messverfahren benutzt: Zum einen hat sie die Gehirnaktivität gemessen, und zwar der Bereiche, die für Hunger und Belohnung zuständig sind. Außerdem hat sie das Blut der Teilnehmenden auf Zucker und Hormone untersucht. Zu guter Letzt konnten sich alle an einem Buffet mit Snacks satt essen. Hier wurde die Menge der verspeisten Nahrung gemessen.
"Vor allem übergewichtige Menschen und Frauen zeigten nach dem Konsum von Sucralose eine größere Aktivität der Gehirnbereiche, die für unser Hungergefühl verantwortlich sind als nach der Einnahme von normalem Zucker", so Page. Besonders interessant an der Studie von Page ist: Frauen und übergewichtige Menschen reagieren offenbar besonders empfindlich auf die Diskrepanz zwischen dem süßen Geschmack und den normalerweise zu erwartenden Kalorien.
Page sagt, unser Gehirn werde stimuliert und das sorge dafür, dass wir mehr Hunger bekommen: "Es könnte sein, dass vor allem Frauen in diesem Altersbereich, das heißt im reproduktiven Alter zwischen 18 und 35 Jahren, empfindlicher reagieren, weil sie sicherstellen müssen, dass während der reproduktiven Jahre eine konstante Energiequelle vorhanden ist." Mit anderen Worten: Für ihre Körper sei es wichtig, dass der süße Geschmack echt und mit Kalorien angereichert sei.
"Am besten ganz verzichten"
Die Forschungsergebnisse von Page decken sich mit Labor-Untersuchungen, die mit Tieren an der Purdue Universität gemacht wurden. Dort verfolgt man die These, dass es gar nicht mal ein Süßstoff wie Sucralose sein muss, der für Hunger sorgen kann. Vielmehr könnte es sein, dass künstliche Süßstoffe ganz generell den Körper verwirren, indem sie ihm vorgaukeln, dass er Zucker bekommt. Hierzu laufen bereits weitere Studien.
Katie Pagie von der UCLA empfiehlt ihren Patienten stattdessen, ganz auf künstlich gesüßt Getränke zu verzichten: "Der Verzehr von Süßstoffen ohne Nährwert in Maßen ist wahrscheinlich in Ordnung." Sie selbst versuche aber dennoch, darauf zu verzichten. "Ich denke, es ist vielleicht besser, Zucker in geringen Mengen zu konsumieren. Im Allgemeinen rate ich meinen Patienten, auf künstliche Süßstoffe ganz zu verzichten und lieber Wasser zu trinken."