Schnupfen Taschentuch Erkältung

Corona-Patienten haben ein erhöhtes Risiko, an Diabetes Typ-2 zu erkranken - darauf weist zumindest eine Studie des Deutschen Diabetes-Zentrums hin. hr-iNFO-Wissenschaftsredakteurin Cornelia Eulitz fasst zusammen, was bisher bekannt ist.

Was hat eine Atemwegserkrankung wie Covid-19 eigentlich mit Diabetes zu tun?  

Das hängt damit zusammen, dass Covid-19 eine Multiorgan-Erkrankung ist. Und es wurde von Wissenschaftlern schon berichtet, dass Sars-CoV-2 wohl auch wichtige Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse angreift, dass es zu Entzündungen im Fettgewebe kommt. Und damit sind wir dann schon - ganz verkürzt gesagt - auf dem Weg dahin, dass der Körper nicht mehr gut auf Insulin reagiert. Wie dieser Mechanismus genau funktioniert, muss allerdings noch genauer erforscht werden, das war nicht Gegenstand dieser Studie. 

Bei der aktuellen Studie wurden Daten von Arztpraxen ausgewertet, um zu sehen, wie viele Patienten nach einer Covid-19-Infektion neu an Diabetes erkrankt sind. Was ist dabei rausgekommen? 

Es ging rein um den zeitlichen Zusammenhang zwischen Corona und Diabetes. Die Forscher haben herausgefunden: Nach einem Jahr sind unter 1000 Patienten der "Coronagruppe" 16 an Diabetes erkrankt. In der Kontrollgruppe, also der ohne Corona, hat man sich Leute mit anderen Atemwegsinfektionen angeschaut, die zum Beispiel ein Schnupfenvirus hatten. Da haben unter 1000 Patienten drei bis vier weniger Diabetes bekommen. Das klingt im Vergleich erstmal nicht so viel. Aber wenn man sich vor Augen hält, dass wir ja 20 Millionen Corona-Infizierte haben, dann ist das schon relevant. Ein großes Plus der Studie ist auch, dass die Stichprobe mit 70.000 Leuten sehr groß war. 

Die Studienmacher haben sich gezielt Menschen rausgesucht, die nur mildere Covid-Verläufe hatten. Warum hat man das gemacht? 

Man wollte bei den Leuten genauer hinschauen, bei denen mögliche Spätfolgen nicht so schnell auffallen. Wenn jemand einen leichten Verlauf hat, dann wird der danach medizinisch nicht so engmaschig beobachtet. Und da ist es auch interessant, dass nach einer Corona-Infektion und bei Diabetes Typ-2 oft die gleichen Symptome auftauchen: Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwäche. Es kann also sein, dass eine Diabeteserkrankung erstmal gar nicht auffällt. 

Das heißt, dass die Hausärzte bei Patienten, die Corona hatten, ganz aktiv an Diabetes denken müssen? 

Wenn sich die Ergebnisse der Studie bestätigen, dann heißt das, dass man Diabetes frühzeitig auf dem Schirm haben muss - zu einem Zeitpunkt, wo die Erkrankung noch nicht chronisch geworden ist. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft schlägt bei Menschen, die eine Infektion hatten, sogar ein Screening mit einer Langzeit-Blutzuckermessung vor.

Einschränkend sei aber erwähnt, dass die Wissenschaft noch nicht weiß, ob Typ-2-Diabetes nach einer Corona-Infektion nur vorübergehend auftritt oder ob das wirklich zu einer chronischen Erkrankung führt - und dass es sicher noch weitere Forschungen geben muss, wie genau Infektionen und Diabetes zusammenhängen. 

Weitere Informationen

Die Ergebnisse der Studie finden Sie hier.

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