George Clooney hat es bereits getan, Michael Jordan und Kendall Jenner auch. Wer als Promi etwas auf sich hält, bringt eine Tequila-Marke auf den Markt.

Von Katharina Wilhelm, hr-iNFO-Studio Los Angeles

"Jeder will jetzt seinen eigenen Tequila machen", sagt Barfrau Daniella und holt drei Falschen aus dem Regal der kleinen, dunklen Bar "The North End" in Hollywood. "Das ist 818 von einer kleinen Farm in Calisto in Mexiko. Das Supermodell Kendall Jenner war dort und hat gesagt, ich will mit euch zusammenarbeiten. Und jeder ihrer Follower weiß das. Sie hat Millionen davon. Das Business wächst, es ist riesig."

Die Eine-Milliarde-Dollar-Schnapsidee

Tequilas von Superstars wie Jenner aus dem Kardashian-Clan, dem Ex-Basketballspieler Michael Jordan oder Schauspieler George Clooney seien derzeit heiß begehrt, viele Gäste würden gezielt nach diesen Tequilas fragen, erzählt Daniella, während sie einen Agavenschnaps ins Glas gießt.

Clooney gründete bereits 2013 sein eigens Tequila-Label Casamigos. Eine im wahrsten Sinnen des Wortes Schnapsidee sei das erst gewesen, erzählt er im Interview mit TMZ: "Wir haben unseren eigenen Tequila gemacht, das fing als Geschenk für Freunde an. Dann meinte mein Freund, wir können das verkaufen. Ich dachte – das ist verrückt." So verrückt war es dann aber doch nicht. 2017 verkaufte Clooney das Label Casamigos an eine britische Getränkefirma – für eine Milliarde US-Dollar.

Mehr Marketing als Qualität?

Der Tequila-Markt boomt. 2021 exportierte Mexiko, wo der Schnaps ausschließlich hergestellt werden darf, so viel Tequila wie noch nie. Größter Abnehmer sind die USA mit 288 Millionen Liter. Dutzende Hollywoodstars sprangen auf das Geschäft auf. Nicht zur Freude von Menschen wie John Chappell.

Chappell ist Geschäftsführer der Tequila-Marke "PaQui". "Warum solltest du glauben, dass Kendall Jenner irgendwas über Tequila weiß?", fragt er rhetorisch. "Die Marken drehen sich um den Star, nicht das Produkt. Ich denke wirklich, dass das Eitelkeits-Projekte der Promis sind. Nach dem Motto: 'Ich bin berühmt, ich mache Tequila und die Leute werden ihn trinken.'"

Chappell meint, viele Stars respektierten die Kultur Mexikos nicht, würden sich nicht die Mühe geben, etwas Neues zu kreieren. Er glaubt, viele Promis klebten ihre Marke auf bereits bestehende Produkte. Er bietet deswegen ein Tequila-Training exklusiv für Promis an, "Re-Education" nennt er das.

Mehr als 500 Dollar die Flasch

Um Geld dürfte es Arnold Schwarzenegger, Dwayne Johnson oder Adam Levine wohl auch gehen – alles Promis, die mittlerweile eigene Tequila-Marken haben. Deren Flaschen kosten um die 30, 40 Dollar aufwärts, die teuersten Tequilas der Qualität "Anejo", die mehrere Jahre gereift sind, kosten pro Flasche mehr als 500 US-Dollar.

Diese Tequilas dürfe man nicht mit Salz und Zitrone als Shot herunterstürzen, erklärt Barfrau Daniella, an ihnen müsse man langsam nippen, so wie an einem guten Whiskey oder Cognac. Daniella hofft, dass von dem Boom wenigstens auch viele mexikanische Landwirte profitieren – und nicht nur die Promis.