Mann trinkt unter sengender Sonne aus einer Wasserflasche

Hessen droht in dieser Woche eine Hitzewelle mit Temperaturen über 35 Grad. Und die Statistiken zeigen: Diese extrem heißen Tage werden mehr, auch bei uns in Hessen. Für Alte und Kranke kann das tödlich sein. Hitzeaktionspläne könnten helfen.

Mitte Juni 2019 ist es außergewöhnlich heiß in Hessen. Landwirt Bodo Mönnich aus Griesheim bei Darmstadt bekommt einen Anruf von einem seiner Angestellten: Ein Erntehelfer eines anderen Landwirts liege auf dem Acker und brauche Hilfe. Mönnich selbst hatte seine Leute in diesen Tagen wegen der Hitze nicht auf die Felder geschickt. Er ruft einen Rettungswagen und fährt selbst zu dem Mann. Als er ankommt, liegt der bewusstlos in der Hitze. "Er hat geatmet und lag aber da. Er lag am Boden in der prallen Sonne und war nicht ansprechbar. Das war auch ein relativ schwerer Mann, er ist über 60 gewesen und hatte auch Bluthochdruck und war Diabetiker", so der Landwirt. 

Ein Rettungshubschrauber bringt den Mann in die nächste Klinik, doch er überlebt nicht. Nur wenige Stunden nach seinem Kollaps ist er tot. Das Beispiel zeigt: Für alte und kranke Menschen kann die Hitze lebensgefährlich werden, denn sie können sich weniger an diese Extremwetterbedingungen anpassen.  

Nur wenige Kommunen haben Hitzeaktionspläne

Die Temperaturen steigen immer weiter an. Immer öfter erleben wir auch in Hessen extrem heiße Tage - eine Folge des Klimawandels. Seit fünf Jahren gibt es deshalb eine Empfehlung von Bund und Ländern, Hitze-Aktionspläne zu erstellen. Dafür zuständig sind die Landkreise - allerdings auf freiwilliger Basis.

Ein Blick nach Hessen zeigt: Die wenigsten Städte und Gemeinden haben solche Hitzeaktionspläne. Viele haben aber zumindest erste Schutzmaßnahmen ergriffen - Hitzetelefone zum Beispiel, Sitzgelegenheiten im Schatten, begrünte Flächen oder heller Split im Asphalt von Straßen, damit die die Sonne reflektieren.

Das Land Hessen hat schon seit einiger Zeit ein Hitzewarnsystem installiert, das sich vor allem auf Altenheime, Pflegeheime und Krankenhäuser fokussiert. Im kommenden Jahr will Sozialminister Kai Klose von den Grünen dann einen Hitzeaktionsplan vorlegen. "In den Hitzejahren aus den letzten beiden Jahrzehnten haben wir immer wieder Jahre gesehen, in denen es zu einer erheblichen Übersterblichkeit kam", so Klose. Besonders drastisch sei das im Jahr 2003 gewesen, als zwischen 550 und 900 Todesfälle auf die Hitze zurückgeführt worden seien. Aber auch 2015 und 2018 habe es hitzebedingt zwischen 250 und 600 Todesfälle Übersterblichkeit gegeben. "Das ist schon eine Zahl, die uns alarmiert, und deshalb müssen wir noch besser werden, was die Anpassung an diese extremen Hitzeereignisse angeht."

Oft fehlt es an Wissen

Viel konkreter wurde der Minister aber nicht. Reicht das aus? Es sei gut, dass viele Kommunen und auch die Landesregierung den Schutz vor der Hitze verbessern wollen, sagt Martin Hermann, Vorsitzender der Deutschen Allianz für Klimawandel und Gesundheit. Er berät auch Städte und Gemeinden bei der Ausarbeitung von Hitze-Aktionsplänen. Allerdings: "Was glaube ich sehr wichtig ist und was meistens noch nicht so richtig funktioniert, ist, dass man alle Akteure beteiligt, insbesondere auch aus den Gesundheitsberufen", sagt Hermann.

Es müsse Schutzkonzepte auch in Betrieben, Schulen und Kitas geben. Oft fehle es an Wissen über die Gefahren von Hitze und darüber, wann was zu tun sei. "Der Bildungsstand insgesamt zu diesen Themen bei uns in der Bevölkerung und bei den entscheidenden Akteuren ist zu niedrig, und deswegen sterben viele Menschen unnötig", sagt Hermann. Entscheidend sei, dass wir insgesamt mehr zu diesem Thema ausbilden – so, dass alle, die Verantwortung für Menschen tragen, entsprechend vorsorgen können, wenn es mal wieder richtig heiß wird.

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