Zwei ukrainische Frauen sitzen in einem aus Warschau kommenden Zug am Frankfurter Hauptbahnhof

Es sind vor allem Frauen und Kinder, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen und gerade in Deutschland ankommen. Statt ihnen zu helfen, versuchen manche Männer, ihre Situation auszunutzen: In der Frankfurter Bahnhofsmission zum Beispiel habe es dubiose Angebote an die Geflüchteten gegeben. Doch Mitarbeitende und Polizei wurden schnell sensibilisiert.

Über 2000 geflüchtete Menschen aus der Ukraine kommen in der Bahnhofsmission am Frankfurter Hauptbahnhof täglich an. Vor allem Frauen und ihre Kinder, sagte Leiter Karsten Baumann. Und da seien dann auch fremde Männer mit dubiosen Angeboten aufgetaucht. Man habe sehr schnell Männer gehabt, die sich versuchten, als Helfende mitreinzuschleusen, die Wohnungsangebote machen oder anbieten würden, mit den Frauen Kaffeetrinken oder ins Kino zu gehen. "Da war sehr schnell klar, dass das keine wohlgemeinten Angebote waren, sondern dass das durchaus eine Gefährdungslage für die Frauen darstellt", sagt Baumann.

Warhinweise auf Schildern und bei Twitter

Die Männer habe der Sicherheitsdienst der Bahnhofsmission sehr schnell weggeschickt und ihnen auch den weiteren Zutritt verweigert. Außerdem habe man die ehrenamtlichen Mitarbeitenden schnell für das Thema sensibilisiert, um die geflüchteten Frauen und Kinder sicher zur Bahnhofsmission zu lotsen. Wenn sie am Frankfurter Hauptbahnhof ankommen, gibt es nicht nur Hinweisschilder. Die Bundespolizei ist auch vor Ort präsent und für das Thema sensibilisiert. Sie hat nach eigenen Angaben Hinweise über Twitter-Kanäle verbreitet in ukrainischer, russischer und deutscher Sprache, in denen sie dazu rät, bevorzugt staatliche und offizielle Hilfen in Anspruch zu nehmen. Auf konkrete Hinweise sei man vor Ort direkt eingegangen, um nach verdächtigen Personen sofort zu fahnden, deren Identität festzustellen und Platzverweise auszusprechen. Für Strafanzeigen seien dann die Polizeien der Länder zuständig. Aus ermittlungstechnischen Gründen will man dazu aber nicht mehr sagen.

Andrea Kothen von der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl in Frankfurt sagt, es gebe tatsächlich Einzelfälle, aber dubiose Angebote seien nicht der Regelfall. "Man sollte das Problem einerseits nicht so aufbauschen, andererseits die Risiken, die es unbestreitbar gibt, aber natürlich ernst nehmen - also Risiken, ausgenutzt zu werden, ausgebeutet zu werden, missbraucht  zu werden." Die bestünden gerade für junge Frauen oder solche, die weniger Rechte hätten. Drittstaatlerinnen zum Beispiel, die aus der Ukraine geflüchtet und jetzt sehr unsicher seien, welche Rechte sie hier geltend machen könnten, um in Deutschland zu bleiben.

Knackpunkt Wohnraumfrage

Ein Knackpunkt sei dann im nächsten Schritt die Wohnraumfrage, also wo die Ukrainerinnen in den hessischen Kommunen unterkommen. Andrea Kothen plädiert dafür, private Wohnungsanbieter zu kontrollieren und zu registrieren und Frauen ernst zu nehmen, wenn sie sich an einem Ort nicht wohl oder gar bedroht fühlen - und ihnen für den Fall der Fälle eine Hotline einzurichten, die eine Notunterkunft vermitteln kann. "Wir können Menschen nur dahin vermitteln, wo wir sicher sind, das ist ein sicherer Ort", sagt die Frankfurter Sozialdezernentin Elke Voitl. Das könne man in abgeschlossenen Wohnungen sagen oder in Hotels, wo ihr Personal mit drin sei. Die Stadt vermittel jedoch nicht in private Gästezimmer: "Wir müssten in jede Wohnung gehen und uns das tatsächlich angucken. Und das ist im Moment nicht leistbar", so Voitl.

Auch in anderen Städten und Kommunen in Hessen ist man sich bewusst, dass Frauen vor Übergriffen zu schützen sind. Zum Beispiel kontrollieren in den Städten Marburg und Darmstadt sowie im Main-Kinzig-Kreis spezielle Teams angebotene private Unterkünfte, bevor die vermittelt werden. Darüber hinaus wüssten die Frauen sich auch selbst gegen mögliche Übergriffe zu schützen, sagt Karsten Baumann in der Frankfurter Bahnhofsmission: "Sobald dieses Problem aufgetreten ist, sind die ukrainischen Menschen unglaublich gut vernetzt. Wenn es irgendwo eine Information gibt, dann wird es in den Netzen rasch verbreitet." Und so könnten sich auch die Frauen gegenseitig warnen, wenn sie mit dubiosen Angeboten konfrontiert werden.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen