Dürrefeld in Kenia

Ein Begriff, der viele Diskussionen beim Weltklimagipfel in Ägypten prägen wird, ist Klimagerechtigkeit. Aber was genau ist damit gemeint?

Um Klimagerechtigkeit zu verstehen, müssen wir erst einmal Klima-Ungerechtigkeit verstehen: Obwohl die reichen Industrienationen für über 90 Prozent der bisher entstandenen Emissionen verantwortlich sind, sind ärmere Länder des globalen Südens viel stärker von den Folgen des Klimawandels betroffen.

Fluten, Dürren, Waldbrände, Wirbelstürme: Diese Katastrophen betreffen bislang vor allem die Menschen, die kaum etwas zum Klimawandel beigetragen haben. Ärmere Menschen im globalen Süden. Wer Zugang zu Elektrizität, Heizung oder Klimaanlagen hat, regelmäßig mit großen Autos fährt oder in Urlaub fliegt, der stößt auch mehr CO2 aus. Und das heißt: Reichere Menschen stoßen mehr CO2 aus als ärmere.

Wenige Menschen für viele Emissionen verantwortlich

Kerstin Opfer arbeitet für die Klimaschutz-NGO Germanwatch. Sie erklärt Klima-Ungerechtigkeit so: "Hier ist es eben wichtig, dass wir anerkennen, dass wir nicht alle im gleichen Boot sitzen. Um genau zu sein, können es sich manche Menschen leisten, ein Boot zu bauen, und andere nicht. Und das ist vor allem eine Frage von finanziellen Mitteln. Aber auch von gesellschaftlichen Machtverhältnissen.“

Ein US-Amerikaner zum Beispiel stößt in fünf Tagen so viel CO2 aus wie ein Einwohner Ruandas im ganzen Jahr. Deshalb sind auch die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung für 50 Prozent aller Emissionen verantwortlich. Und zu diesen zehn Prozent gehören die meisten Menschen in Deutschland.

Welches Land trägt die Schuld an der Klimakrise?

Bei dieser Frage zeigt jedes Land gerne mit dem Finger auf andere. Industrienationen wie die USA oder in Europa haben in den letzten Jahrzehnten am meisten CO2 ausgestoßen. Aber die Industrieländer sagen, aufstrebende Entwicklungsländer stoßen derzeit viel mehr CO2 aus. China zum Beispiel ist derzeit das Land mit der höchsten CO2-Bilanz.Wer trägt nun die Verantwortung? Die historischen Spitzenreiter? Oder eher die aktuellen Hauptverursacher?

Am Ende sollten sie alle an einem Strang ziehen, sagt Wolfgang Lucht vom Institut für Klimafolgenforschung in Potsdam: „Wir können nicht länger die Augen davor verschließen, dass unser heutiger Luxus und Wohlstand, den wir uns hier bei uns leisten, auf Kosten von anderen geht. Und dass die natürlich sagen: 'Ihr müsst für die Schäden, die ihr anrichtet, mindestens die Verantwortung übernehmen.' Und natürlich ist das andere, die Schäden nicht weiter wachsen zu lassen.“

Und wie kann Klimagerechtigkeit funktionieren?

Ein Ansatz wäre, das restliche CO2-Budget fair auf alle Länder der Welt zu verteilen. Zum Beispiel, indem ein Pro-Kopf-Budget festgelegt würde. Oder das Budget würde danach berechnet, wer historisch schon am meisten CO2 ausgestoßen hat. Außerdem brauchen Entwicklungsländer finanzielle Unterstützung. Zum Beispiel, um klimafreundliche Technologien wie erneuerbare Energien aufzubauen. Oder auch, um die Schäden und Verluste auszugleichen, die bereits durch den Klimawandel entstanden sind.

Bisher tue sich da noch viel zu wenig, so Wolfgang Lucht vom Institut für Klimafolgenforschung: "Was da geschieht und was diskutiert wird, ist bei Weitem noch nicht ausreichend. Und das ist auch ein Grund dafür, dass die internationalen Klimaverhandlungen auch immer wieder scheitern.“

Um konkrete Hilfs - und Kompensationszahlungen wird es auch bei der Weltklimakonferenz in Sharm El-Sheikh gehen. Mal wieder. Und während sich die Länder dort über die Frage von Verantwortung und Zahlungen streiten, geht Dänemark mit guten Beispiel voran: Als erstes Industrieland hat es angekündigt, für Verluste und Schäden aufzukommen, die in ärmeren Ländern durch den Klimawandel entstanden sind. 100 Millionen Kronen, das entspricht etwa 13 Millionen Euro, überweist es unter anderem in die Sahel-Zone. Ein kleiner Betrag, der international aber großes Echo auslöst.

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