Sujetbild, Ansicht von hinten: Ein Mann mit Glatze hält sein Handy ans Ohr.

Eine neue Studie der Universität Lübeck legt nahe, dass Mobilfunk-Strahlung zu erhöhter Kalorienaufnahme führt. Verkürzt gesagt: Wer zu viel am Handy hängt, nimmt zu.

Es klingt erst einmal absurd, aber eigentlich ist es das gar nicht. Forschende der Universität meinen, einen Zusammenhang zwischen häufigem Telefonieren mit dem Handy und der Aufnahme von Kalorien gefunden zu haben. Die Mobilfunkstrahlung verändert den Energiestoffwechsel im Gehirn, heißt es in der Studie, deren Ergebnis in der Zeitschrift "Nutrients" frei veröffentlicht wurden. hr-iNFO-Wissenschaftsredakteur Stephan Hübner beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.

Was steht in der Studie genau drin?

Die Studie legt nahe, dass bei Menschen Mobilfunkstrahlung zu erhöhter Kalorienaufnahme führen kann. Untersucht wurde, wie sich der Strahlungstyp GSM 900 auf 15 junge Männer auswirkte. Die Abkürzung GSM steht für Global System for Mobile Communications. 900 steht für die elektromagnetische Wellenfrequenz, also 900 Megahertz. Die hat eine recht hohe Reichweite und ist deshalb für Handynetze beliebt. Dieser Strahlung wurden die Männer mehrfach ausgesetzt. Und danach wurde ihnen ein Buffet präsentiert – mit dem Ergebnis, dass sie beim Essen immer um die 200 Kalorien mehr zu sich nahmen, wenn sie vorher handywellenbestrahlt worden waren. 

Wie viel sind 200 Kalorien?

200 Kalorien entsprechen einem Dreiviertel Donut mit Schokoguss und Zuckerstreuseln.

Wo besteht ein Zusammenhang zwischen der Strahlung und der Kalorienaufnahme?

Die Forscher fanden Anzeichen dafür, dass die vom Kopf aufgenommene Mobilfunkstrahlung den Energiestoffwechsel im Gehirn verändert, speziell was Glukose betrifft. Dadurch verändert sich die Art und Weise, wie das Gehirn über den Hypothalamus den Appetit reguliert. Dass so etwas prinzipiell möglich ist, war aus früheren Studien an Ratten bekannt. Jetzt wurde es eben auch für Menschen nahegelegt. Und das deckt sich aus Sicht der Forschenden um die Psychoneurobiologinnen Kerstin Oltmanns und Ewelina Wardzinski mit der Beobachtung, dass sich in den letzten 30 Jahren parallel zum Siegeszug der Handys auch die Fettleibigkeit weltweit stark ausgebreitet habe.

Muss man darauf denn jetzt nicht reagieren?

Es gibt schon Umwelt- und Verbraucherorganisationen wie diagnose:funk, die Aufklärung für Bevölkerung und Ärzte fordern. Die Bundesregierung müsse den weiteren Ausbau des Mobilfunknetzes bremsen zugunsten eines geförderten Glasfaserausbaus. Aber hier ist trotz der an sich überzeugenden Daten aus Lübeck zu sagen: Es ist erstmal nur eine Beobachtungsstudie. Streng genommen müssen noch weitere Menschen getestet werden, aus anderen Altersgruppen und auch Frauen. Was jedoch die Forschenden schon empfehlen ist: Handy weg vom Ohr und stattdessen zum Beispiel Headsets nutzen.

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