Die Skyline von Birmingham

Birmingham in Alabama (USA) ist keine Südtstaatenschönheit. Warum die Arbeiterstadt laut einem Reisemagazin trotzdem zu den 22 Orten weltweit gehört, die man dieses Jahr sehen sollte? Unsere USA-Korrespondentin weiß die Antwort.

Mittags in Downtown Birmingham, Alabama. Im Restaurant Helen sind fast alle Tische besetzt: Pärchen mit Kindern, Geschäftsleute, Freundinnen sitzen in dem hellen Raum, gut gelaunte Kellnerinnen und Kellner schwirren um sie herum und in der offenen Küche werkeln bärtige Männer. Es gibt knusprigen Rosenkohl, cremige Bohnen, krosses Steak, zitronigen Fisch.

Die Wiederauferstehung der "magischen Stadt"

Vertrautes Essen, hochwertig zubereitet, so nennt es Emily McDaniel, die mit ihrem Mann Rob das Restaurant betreibt - und dafür gefeiert wird. Es sei eines der besten neuen Restaurants in den USA, heißt es. Und das Reisemagazin Condé Nast Traveler meint gar, dass Birmingham unter anderem wegen des Helen zu den 22 Orten weltweit gehört, die man dieses Jahr besuchen sollte. Da macht Küchenchef Rob MacDaniel sehr, sehr stolz. Birmimgham sei immer die magische Stadt genannt worden, sagt er, und jetzt Teil ihrer Wiederauferstehung zu sein, sei fantastisch.

Birmingham, Alabama, 200.000 Einwohner, ist keine Südstaatenschönheit, sondern eine Arbeiterstadt. "Wir hatten die Eisenbahn und alles, um Stahl herzustellen, deshalb gibt es Birmingham", sagt David Sher, ein Pensionär, der einen Blog mit dem Titel Comeback Town betreibt. Die Stadt wurde vor 150 Jahren als Industriestandort gegründet, und das sieht man ihr bis heute an. Gut erhaltene, historische Hochhäuser in der City sind Zeugen des Booms. Am Rande der Innenstadt ein längst erkalteter, rostrot leuchtender Hochofen, ein Zeichen des Niedergangs. Aber die Comeback Town hat sich immer wieder erholt. Birmingham sei einen sehr langen Weg in sehr kurzer Zeit gegangen.

Pfarrer Martin Luther King

Wer zu Fuß unterwegs ist, und das geht ganz gut, stößt auf die andere Epoche, die Birmingham berühmt gemacht hat: die schwarze Bürgerrechtsbewegung der sechziger Jahre. Martin Luther King war hier Pfarrer, die Freedom Riders kämpften gegen die Trennung von schwarz und weiß. Friedlicher Protest traf auf tödliche Bombenanschläge und Polizeigewalt. Birmingham steht zu seiner Geschichte, sagt Cornell Wesley, der Wirtschaftsförderer der Stadt. Die Geschichte wahrhaftig anerkennen und über die lebendige Zukunft sprechen, darum geht es dem Wirtschaftsförderer, selbst Afroamerikaner, und Mitarbeiter eines schwarzen Bürgermeisters.

Zu dieser Zukunft gehört natürlich der Sport. Im Dezember wurde eine frisch renovierte Basketball- und Konzert-Arena eröffnet. Nebenan im ganz neuen Stadion wird gerade die High School Football-Meisterschaft von Alabama ausgetragen. Birmingham sei als Football-Hauptstadt des Südens bekannt, so Wesley.

"Der beste Ort zum Leben"

Geld verdient wird in Birmingham inzwischen im Bankensektor, im Medizin-Gewerbe und an der Uni von Alabama. Die Lebenshaltungskosten sind gering, die Stadt ist voller junger Leute. Bei schönem Wetter trifft man sich im neuen Railroad Park oder geht zum Vulkan, einer riesigen gusseisernen Statue am Stadtrand. Aber nicht alle der 200.000 Einwohner haben daran teil.

Im Busbahnhof der Stadt ist ein kleiner Bauernmarkt aufgebaut. Nonhlanhla Jones, die Managerin, zeigt eine Liste der Menschen, die bei ihr Essensmarken eingelöst haben. Hier im Süden wohnen die weniger Wohlhabenden, Supermärkte sind rar. Mit dem Markt will die Stadt Versorgungsengpässe beseitigen. Wer zu wenig Geld für ein Auto hat, wer auf den Bus angewiesen ist, kann hier auf dem Heimweg noch eben günstig frische Lebensmittel einkaufen.

Und auch hier ist er zu finden, der Optimismus von Birmingham: "Birmingham ist der der beste Ort zum Leben", sagt Jones, "es gibt viel zu tun, und man kann sich nicht verlaufen". Wenn das keine Empfehlung für die nächste USA-Reise ist?

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