Ein Kind testet sich selbst auf das Coronavirus.

Viele Familien stellen sich die Frage, ob sie ihre Kinder gegen das Coronavirus impfen lassen sollten oder nicht: Überwiegt der Nutzen oder das Risiko? Gerade was die Langzeitfolgen einer Infektion bei Kindern und Jugendlichen angeht, gibt es noch viele Fragezeichen. Ein Überblick über den aktuellen Stand der Forschung.

 

Kinder und Jugendliche erkranken bei einer akuten Corona-Infektion in der Regel selten schwer. Bei Long Covid wusste man das bislang nicht so genau. Warum eigentlich nicht? 

Zu Beginn der Pandemie stand zunächst die akute Erkrankung im Vordergrund, und die betraf hauptsächlich Erwachsene. Und als dann klar war, dass es so etwas wie Long Covid gibt – also Gesundheitsprobleme und Symptome, die auch nach der akuten Krankheitsphase von vier Wochen weiter bestehen oder dann sogar erst auftreten -, wurden die Studiendaten zunächst auch erst bei Erwachsenen erhoben. Mittlerweile ist klar, dass es Long Covid bei jungen Menschen gibt - und auch das Post-Covid-Syndrom, also Beschwerden, die länger als zwölf Wochen anhalten oder erst später auftreten.  

Gibt es denn überhaupt belastbare Erkenntnisse zu Long Covid bei Kindern und Jugendlichen?

Die Wissenschaft will natürlich wissen, wie häufig Long Covid auftritt. Dazu wird international geforscht. Vor zwei Wochen wurde eine deutsche Studie als Preprint veröffentlicht, die vom Universitätsklinikum Dresden in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch Institut entstanden ist. Darin wurden auch Daten von sehr vielen Kindern und Jugendlichen ausgewertet. 

Zunächst nahm man für diese Studie die Abrechnungsdaten von sechs deutschen Krankenkassen aus dem ersten Halbjahr 2020, also von 140.000 Erwachsenen und 12.000 Kindern und Jugendlichen zwischen null und 17 Jahren, die sich mit Covid-19 infiziert hatten. Dazu gab es eine Vergleichsgruppe, in der es für jedes Kind fünf vergleichbare, nicht-infizierte Kinder gab. Das ist also durchaus eine große Datenbasis.

Man hat dann geschaut, ob an Covid-19 erkrankte Kinder in den drei Monaten nach ihrer Infektion häufiger wegen bestimmten Folgeerkrankungen zum Arzt gehen - und wenn ja, wie oft. Das Ergebnis: Es gab ein Drittel mehr neue Diagnosen als bei nicht-infizierten Kindern und Jugendlichen. Diese Quote ist bei Erwachsenen ungefähr gleich hoch. Allerdings sind die Fallzahlen bei Kindern viel niedriger 

Welche Diagnosen waren das, die in den Krankenkassen-Abrechnungen aufgetaucht sind und die mit einer Infektion in Verbindung gebracht werden? 

Interessant ist: Anders als bei den Erwachsenen trat bei den Kindern kein Geschmacksverlust auf. Die Kinder hatten auch seltener längerfristige Lungenbeschwerden als Erwachsene. Symptome waren bei Kindern vor allem Müdigkeit und Erschöpfung, Husten, Hals- und Brustschmerzen, aber auch Angststörungen und Depressionen.  

Haben wir Long Covid bei den Jüngeren bislang unterschätzt? 

Die Studie hat ein paar Schwächen, darauf haben Kritiker auch schon hingewiesen. Deshalb kann man auf Basis dieser Studie auch keine ganz klare Antwort geben. Zum Beispiel: Bei Symptomen wie Angststörungen oder Depressionen kann das bei Infizierten Long Covid gewesen sein, es könnte aber auch sein, dass es eine Folge des Lockdowns war, der zu diesem Zeitpunkt stattgefunden hat. 

Es kann auch sein, dass die Kinder in der Kontrollgruppe eigentlich auch mehr Beschwerden hatten, dass sie damit aber seltener zum Arzt gegangen sind als Kinder, die mit Covid infiziert waren und vielleicht genauer überwacht wurden. 

Außerdem unterscheidet die Studie nicht nach Altersgruppen. Wir wissen also nicht, ob Long Covid eher kleinere Kinder oder eher Jugendliche treffen kann. Aber nochmal: Unter 18-Jährige sind in absoluten Zahlen auf jeden Fall viel seltener betroffen als Erwachsene. 

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