Intensivstation mit Patient im Bett und Pflegekraft am Bett

Bei vielen Menschen hinterlässt das Sars-CoV-2 Virus auch nach Wochen und Monaten noch Spuren. Manchmal tauchen lange nach einer Infektion Symptome wie Erschöpfung oder Atemnot aus dem Nichts auf. Long Covid und Post Covid gibt den Wissenschaftlern noch viele Rätsel auf. Wir haben alle wichtigen Informationen zusammengetragen.

Woran leiden Menschen mit Long Covid?

Long Covid scheint unabhängig von bestehenden Vorerkrankungen aufzutreten. Und es wird von über 200 verschiedenen Symptomen berichtet. Dabei gibt es offenbar drei große Gruppen: eine Gruppe, die an Fatigue, also starker Erschöpfung leidet; eine zweite Gruppe von Patienten, die körperliche Beschwerden wie Atemnot, Herzrasen oder Herzmuskelentzündungen hat und eine dritte Gruppe mit neurologischen Beschwerden wie Denk- und Konzentrationsstörungen. In den meisten Fällen schwächen sich die Symptome nach einigen Wochen oder Monaten ab oder sie verschwinden wieder und hinterlassen keine bleibenden Schäden. Die Symptome können aber auch schwanken, einige Patienten erleiden Rückfälle.

Was passiert bei Long Covid im Körper?

Dass nach einer akuten Covid-19 Erkrankung Beschwerden länger andauern, kennt die Medizin auch von anderen Infektionskrankheiten. Die genauen Ursachen für Long Covid müssen aber noch genauer erforscht werden. Dass das Virus oder Virusbestandteile noch Wochen oder Monate im Körper bleiben, könnte eine Rolle spielen, Gewebeschäden, die durch die Infektion verursacht wurden, niedriggradige Entzündungen oder Autoimmunprozesse. Dass es bei vielen Patienten zum Beispiel nach früher unproblematischen Anstrengungen zu Erschöpfungszuständen kommt, könnte daran liegen, dass die Feinsteuerung bei der Blutverteilung gestört ist. Auch große psychische Belastungen können Long Covid begünstigen. Es werden aber noch viele weitere Puzzleteile gesucht.

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Unterschätzte Langzeitfolge: Warum ist Long Covid gefährlich?

Ein Arzt zeigt auf das Röntgenbild einer Lunge. (Archivbild: 02.03.2017)  (dpa)
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Wie werden Long Covid und Post Covid-Syndrom voneinander abgegrenzt?

Oft werden beide Begriffe unter Long Covid zusammengefasst. Die Long Covid-Phase im engeren Sinn beginnt nach etwa vier Wochen. Sie schließt an die akute Infektion an, die 14 Tage dauert, und an eine Phase, in der eine überschießende Immunreaktion Entzündungsvorgänge hervorruft. Long Covid ist dann häufig verbunden mit Husten und Gliederschmerzen, Fatigue, Geruchs- und Denkstörungen, Herzrasen. Mediziner sprechen von einer verzögerten Wiederherstellung der Gesundheit. Das Post Covid-Syndrom beschreibt ein Krankheitsbild, das drei Monate nach der ursprünglichen Infektion auftritt - bei Menschen, die eigentlich einen milden Verlauf hatten oder die sich nach einer schweren Erkrankung eigentlich wieder gesund fühlten. Oft hat Post Covid belastende Auswirkungen auf das Funktionieren im Alltag.

Wie verbreitet sind Long Covid und das Post-Covid-Syndrom?

Mit dem Krankheitsbild haben wir noch nicht einmal zwei Jahre Erfahrung. Die Zahlen sind deshalb wenig robust. Die medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland schätzen, dass 10 bis 15 Prozent der Covid-19-Erkrankten Long Covid bekommen, bei Post Covid sind es etwa zwei Prozent. Bei einer Studie der Universität Oxford mit hunderttausenden Patientendaten aus den USA lag der Prozentsatz deutlich höher. Die Studie ergab, dass einer von drei Patienten ein viertel bis ein halbes Jahr nach der Covid-Diagnose mindestens ein Long Covid-Symptom hatte. Auch Corona-Patienten in Deutschland gingen nach drei Monaten um ein Drittel häufiger mit Krankheitssymptomen zum Arzt als Nicht-Infizierte. Das ergab eine Auswertung der Daten von 150.000 infizierten Versicherten durch Forschende der Universitätsklinik Dresden.

Können auch Geimpfte Long Covid bekommen?

Wenn man davon ausgeht, dass Long Covid auch auf die Entzündungsprozesse im Körper zurückzuführen ist, dann sind Geimpfte im Vorteil. Ihre Entzündungsphase dauert zwei bis drei Tage, bei ungeimpften 14 Tage. Eine noch nicht begutachtete Studie der Universität Oxford kommt zu dem Schluss, dass Impfungen aber nicht vor Long Covid-Merkmalen wie Herzrhythmusstörungen, Gelenkschmerzen, Typ-2-Diabetes, Leberkrankheiten, Schlaf-Störungen und Angstzuständen schützen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben dafür 20.000 Daten von geimpften und ungeimpften Covid-Erkrankten verglichen. Eine andere Studie bei geimpftem Gesundheitspersonal in Israel beobachtete bei einem Fünftel der Corona-Infizierten Symptome, die über sechs Wochen andauerten.

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