Wegen Krieg in der Ukraine Die Deutschen hamstern wieder

Ob Jodtabletten gegen atomare Strahlung, Benzin oder Klopapier: Die Lage in der Ukraine treibt viele Menschen wieder zu Vorratskäufen. Vieles davon sei aber sinnlos, sagen Experten - und raten zu Mäßigung.
In einer Apotheke in Kassel. Immer mehr Kundinnen und Kunden fragen nach Jodtabletten. Nachrichten aus der Ukraine - wie "Tschernobyl von russischen Truppen besetzt" oder "Putin droht mit Atomkrieg" - haben sie in Schrecken versetzt. Jetzt wollen sie Jodtabletten, weil die angeblich den Körper gegen atomare Strahlung schützen.
Jodtabletten hamstern macht keinen Sinn
Apothekerin Ruth Hangen antwortet darauf immer dasselbe: Was man in der Apotheke kaufen könne, seien in der Regel Jodtabletten mit 100 oder 200 Mikrogramm. Das sei gut für die tägliche Jodversorgung, da Deutschland ein Jodmangelgebiet ist. Aber: "Um eine Jodblockade für den Fall eines atomaren Zwischenfalls zu bekommen, braucht man etwa das Hundert- bis Tausendfache. Von daher macht es überhaupt keinen Sinn, sich diese Jobtabletten jetzt vorsorglich hinzulegen.“ Weil sie ja bei atomarer Verstrahlung nicht wirken.
Die hochdosierten Tabletten gibt es nur im Katastrophenfall, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz organisiert dann die Verteilung: "In erster Linie werden Ungeborene, Schwangere, Stillende und Kinder bis zum 18. Lebensjahr geschützt. Und ab 45 ist es gar nicht mehr indiziert, es gibt genaue Einnahme-Anweisungen.“ Solche hochdosierten Tabletten können Menschen über 45 sogar eher schaden als nützen. Sie zu hamstern, nützt also nichts. Aber es gibt auch anderes, was Menschen gerade wieder verstärkt kaufen.
Benzinkanister im Keller
Supermarkt-Filialleiter Fabian Pygoch aus Vellmar schaut jetzt öfter auf Lücken in den Regalen: "Also definitiv kann man da Klopapier nennen, auch Mehl, Nudeln, Konserven, das sind so typische Artikel, die gut nachgefragt werden.“ Allerdings sei es nicht so wie zu Beginn der Coronazeit, als massenhaft gehamstert wurde, meint der Fililalleiter. „Diesmal ist es denke ich ein bisschen anders. Also dass wir da wirklich die Kunden haben, die einfach helfen wollen mit Waren", sagt Pygoch.
Aber nicht alle kaufen, um zu helfen. Denn die Unruhe wegen des Krieges wird größer. Zwei Stimmen aus Kassel. "Bevorraten tun wir uns eigentlich seit Corona mit den normalen Sachen, die halt nicht verfallen. Man kauft ne Tüte Mehl mehr, man hat zwei Päckchen Nudeln mehr zu Hause. Das macht einem ein bisschen Angst", sagt eine Frau aus Kassel. Ein anderer legt sich Benzin oder Diesel auf Vorrat an: "Dass man sich ein paar Kanister in den Keller stellt - ganz klar, das haben wir auch schon gemacht."
Katastrophenschutz-Expertinnen und Experten raten, Vorräte nur nach und nach zu kaufen, nicht alles auf einmal. Und dann auch nur Lebensmittel, die man auch wirklich im Alltag isst und die man nicht nach ein paar Monaten wieder wegwirft. Infos dazu gibt es auf der Website des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.