Weihnachtsmärkte in Hessen "Mindestens 50 Prozent weniger, aber besser als nichts"

Trotz Pandemie müssen die Menschen in Hessen nicht auf den Weihnachtsmarktbesuch verzichten. Doch vieles ist anders in diesem Jahr. Das merken auch die Händlerinnen und Händler. Ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt in Wiesbaden.
Es riecht nach gebrannten Mandeln, das nostalgische Karussell dreht seine Runden und am Weihnachtsbaum funkeln die Lichter. Doch die Stimmung der Händler auf dem Weihnachtsmarkt in Wiesbaden ist gedämpft. Es sei wenig Betrieb, sagen sie. Am Wochenende sei es besser, aber der "Brüller" sei es nicht. Und die Kaufkraft sei schwach.
Laufkundschaft fehlt
Rund 100 Buden verteilen sich lockerer als gewohnt auf dem Schloßplatz in Wiesbaden, manche Markthändler haben von vornherein verzichtet. Die Reisebusse fehlen, das gewohnte Gedränge ebenso – und damit der Umsatz. "Wir haben mindestens 50 Prozent weniger, aber besser als gar nichts - letztes Jahr war gar nichts", sagt eine Händlerin. "Wir halten durch, aber wirklich zufrieden sind wir nicht."
Was auch daran liegt, dass die Stadt sich entschieden hat, das Kunsthandwerk vom Gastro-Bereich zu trennen. Glühwein und Bratwurst gibt es nur im umzäunten 2G-Bereich, Security-Leute kontrollieren beim Zugang Impfpass und Personalausweis. Da bilden sich abends lange Schlangen - Laufkundschaft, die auf dem übrigen Weihnachtsmarkt fehlt.
"Man kann nicht mehr mit dem Glühwein rumlaufen und sich dabei schöne Sachen angucken. Das fällt halt komplett weg", sagt eine Besucherin. Vor allem die Kundschaft, die nachmittags oder abends mit einem Glühwein oder etwas zu Essen über den Markt schlendert, fehle einfach, sagt ein Händler.
Verlustgeschäft für die Stadt
Ein Besuch bei der Puffer-Christl gehört in Wiesbaden einfach dazu. Steven Simon serviert sie frisch aus der Pfanne. Aber auch im 2G-Bereich ist weniger los, weil die Stadt nach Kontrollen durch das Gesundheitsamt die Besucherzahl gesenkt hat. Das Gedränge war anfangs zu groß. "Jedes Jahr würdest Du sowas wahrscheinlich nicht überleben, aber um die Leute ein bisschen bei Laune zu halten oder am Ball zu bleiben, ist es schon wichtig, dass wir aufgemacht haben", sagt Simon.
Auch für die Stadt Wiesbaden ist der Weihnachtsmarkt in diesem Jahr ein Verlustgeschäft, weniger Einnahmen durch die Absagen, höhere Kosten durch Security. Dennoch plant ein breites Bündnis der Parteien in der Stadtverordnetenversammlung, den Händlern 20 Prozent der Standgebühren zurückzuzahlen und in Härtefällen weitere Hilfe zu gewähren. Das kommt gut an, weil jeder Euro zählt, die Standgebühr schlägt je nach Größe mit 4.500 Euro zu Buche. "Das wäre auf jeden Fall entgegenkommend, das wäre eine Geste von Respekt", meint eine Händlerin.
Landesverband zieht gemischte Bilanz
Der Landesverband für Markthandel zieht eine gemischte Bilanz. Man ist froh, dass Hessen anders als Bayern oder Thüringen Weihnachtsmärkte zugelassen hat. Trotzdem gibt es Umsatzeinbußen, die von 15 bis 85 Prozent reichen.
Was unterm Strich bleibt, ist der Gedanke, in die düstere Zeit der Pandemie auch ein wenig Licht zu bringen. "Wir sind wegen der Kunden hier. Das machen wir gerne, das macht ja auch Spaß. Die Leute freuen sich, gerade so abends, wenn es dunkel ist, die Lichter sind an. Und ich denke, das ist so das, was den Menschen auch fehlt momentan."