Ein Wahlplakat der Sinn Fein

Rund 1,4 Millionen Wählerinnen und Wähler in Nordirland wählten am Donnerstag ein neues Regionalparlament. Dabei hat eine Partei gute Chancen, erstmals in der Geschichte Nordirlands die stärkste politische Kraft im Parlament zu werden: Sinn Fein.

Sinn Fein heißt auf Irisch "Wir selbst". "Gewinnt das eigene zurück, zerreißt die Ketten der Knechtschaft, nur wir selbst", hieß es im ersten Kampflied der Sinn Fein. Sie wurde 1905 in Dublin gegründet. Damals war ganz Irland noch ein Teil Großbritanniens. "For Ireland alone": Sinn Fein wollte  ein wirtschaftlich unabhängiges Irland mit eigenem Parlament.

Erst spaltet sich das Land, dann die Partei

1916 erhoben sich irische Republikaner gegen die Briten. Der Aufstand wurde blutig und hart niedergeschlagen. 1918 dann errang die "Sinn Fein" bei der Wahl zum britischen Unterhaus mehr als zwei Drittel der irischen Sitze. Diese Abgeordneten riefen das erste irische Parlament aus.

1921 wurde Irland geteilt, in einen katholischen Süden und einen kleineren protestantisch dominierten Norden. Die Sinn Fein wollte aber das ganze Irland: Sie spaltete sich in den zwanziger Jahren mehrmals: Die "Fine Gael" entstanden aus ihr, später die "Fianna Fáil". Beide gemäßigter als Sinn Fein.

Diese Sinn-Fein-Ableger wurden die beiden wichtigsten Parteien in der Republik Irland. Die Sinn Fein selbst verschwand fast völlig aus dem irischen und dem nordirischen Parlament. Dann tauchte sie in den siebziger Jahren wieder auf der politischen Bühne auf.

Frieden erst Ende der 1990er

Ihre wichtigsten Führungspersonen waren jetzt in Nordirland. Sie verstand sich als politischer Flügel der IRA, die mit Gewalt gegen die Briten für eine Wiedervereinigung Nord- und Südirlands kämpfte.

"Wenn ihr bleibt, britische Soldaten, wenn ihr bleibt: Die IRA werdet ihr niemals schlagen", sangen die katholischen Unterstützer der IRA. Tausende von Menschen, Katholiken, Protestanten, britische Soldaten starben.

Dauerhafter Frieden in Nordirland kam erst nach dem "Karfreitagsabkommen" 1998 zwischen Irland und Großbritannien und den nordirischen Parteien. Der Chef der Sinn Fein Gerry Adams hatte mitverhandelt. "Wichtig für uns war, die Gefangenen freizubekommen, und ich bin stolz drauf: Wir haben sie alle rausbekommen", sagte Adams später.

Von der Splitterpartei zur größten des Landes

Ab da spielte die Sinn Fein wieder in der großen irischen Politik mit: Auch in der irischen Republik gewann sie Sitze im Parlament, aber sie wuchs vor allem jetzt in Nordirland: Schnell überholte sie die gemäßigtere SDLP, die bis dahin die größte katholische Partei in Nordirland war. Sie regierte sogar in einer Koalition mit dem Ex-Feind, der protestantischen DUP. Aus der kleinen, radikalen Splitterpartei Sinn Fein wurde eine der größten Parteien in Nordirland. 

Mit der Chance, jetzt sogar DIE größte zu werden. Sollte sie das schaffen, könnte sie erstmals eine Regierungschefin stellen, und das im mehrheitlich noch protestantischen Nordirland.

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