Blick auf einen Arzt, der etwas aufschreibt. Die Sicht ist verschwommen.

Eine Studie aus den USA legt nahe, dass das Epstein-Barr-Virus für eine Erkrankung mit Multipler Sklerose verantwortlich ist. Was das für ein Virus ist und was das für Betroffene bedeutet? hr-iNFO klärt die wichtigsten Fragen.

Rund 250.000 Menschen sind in Deutschland an Multipler Sklerose (MS) erkrankt. Bei MS ist das zentrale Nervensystem entzündet, das Immunsystem richtet sich gegen den eigenen Körper. Der Grund für eine Erkrankung war lange unklar. Nun deutet eine Studie aus den USA auf einen Zusammenhang mit dem Epstein-Barr-Virus hin. hr-iNFO beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Forschungsergebnis.

Was ist das Epstein-Barr-Virus?

Die Ausbildung einer Multiplen Sklerose scheint mit einer vorherigen Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus zusammenzuhängen. Das wurde schon länger vermutet, jetzt hat man Indizien dafür, dass eine Infektion mit dem Virus das Risiko, an MS zu erkranken, um den Faktor 32 erhöht. Das Epstein-Barr-Virus gehört in die Verwandtschaft der Herpes- und Hepatitis-Viren. Vor allem Kinder infizieren sich damit. Im Kindesalter bleibt das meist folgenlos, bei jungen Erwachsenen ist das Pfeiffersche Drüsenfieber eine weitverbreitete Folge der Infektion. Ab 40 Jahren aufwärts tragen rund 90 Prozent der Menschen das Virus in sich. Das wird aber meist vom Körper in Schach gehalten.

Was passiert, wenn der Körper das Virus nicht in Schach halten kann?

Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass das Epstein-Barr-Virus hinter diversen Autoimmunkrankheiten stecken könnte. MS ist ein Beispiel dafür, das chronische Erschöpfungssyndrom oder rheumatoide Arthritis wären andere. Es gibt diverse Vermutungen und immer mehr Forschungsergebnisse. Unter anderem auch, was den Zusammenhang von Epstein-Barr-Infektionen mit Krebserkrankungen betrifft. Das Virus scheint seine Finger in vielem drin zu haben.

Wie ist die Forschung in den USA auf den Zusammenhang mit MS gekommen?

Es wurden Blutproben analysiert – und zwar immens viele. Über rund 20 Jahre sind die Blutproben von mehr als zehn Millionen Militär-Angestellten untersucht worden. Die müssen sich in den USA regelmäßig auf HIV testen lassen. Und in dieser riesigen Stichprobe wurden 801 Personen mit Multipler Sklerose gefunden. 800 davon hatten auch Antikörper gegen das Epstein-Barr-Virus im Blut. In ein paar Fällen konnte sogar beobachtet werden, wie nach einer Infektion mit dem Virus Biomarker für MS im Gehirn nachweisbar wurden – und zwar noch bevor es Symptome von MS gab. Biomarker sind Zellen oder Moleküle, die auf bestimmte Krankheiten hinweisen.

Reicht das Forschungsergebnis als eindeutiger Beleg aus, dass Multiple Sklerose auf eine Epstein-Barr-Erkrankung zurückgehen kann?

Zur Seriosität der Studie gibt es aus Fachkreisen schon sehr viele positive Stimmen. Es gibt aber auch eine Stelle, an der man vorsichtig sein muss: MS ist viel weniger verbreitet als das Epstein-Barr-Virus. Aber woran liegt das? Wie ist das Virus genau an der Entstehung von Multipler Sklerose beteiligt? Das ist eine Frage, die noch geklärt werden muss. Was man aber jetzt schon sagen kann: Ohne Eppstein-Barr kann sich Multiple Sklerose fast nicht entwickeln.

Hilft diese Erkenntnis bei der Behandlung oder Prävention von MS?

Die Forschung wird nun bestimmt in diese Richtung gehen. Es gibt schon Überlegungen, dass man eine Epstein-Barr-Infektion mit antiviralen Medikamenten therapieren möchte oder schon im Kindesalter gegen das Virus impfen. Wenn das dann zu einem deutlichen Rückgang an MS-Fällen führen würde, wäre das Forschungsergebnis auch bewiesen.

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