Instagram-App auf einem Smartphone

Nicht nur unsere Follower, sondern auch Modekonzerne interessieren sich für unsere Fotos auf Instagram. Mittels künstlicher Intelligenz findet die Plattform vieles über unsere Konsumentscheidungen heraus - nützliche Informationen für Konzerne, die das für gezielte Werbung nutzen.

"Ich geh raus, ich habe ein schönes Outfit an, und ich sehe eine schöne Location. Und dann wird Musik angemacht, dann werden Bilder geschossen", sagt Berkay. Nina macht gerne mehrere Bilder, sagt sie, in unterschiedlichen Posen und in verschiedenen Perspektiven von ihrem Outfit.

Die Fotos, die Berkay und Nina auf Instagram posten, sollen möglichst ästhetisch und cool aussehen, da spielt das Outfit natürlich eine wichtige Rolle. Neben Freunden und Followern schauen da aber noch andere zu: die Modefirmen. Die wollen nämlich wissen, was wir tragen.

Was tragen wir wann, wie oft und mit womit kombiniert?

Professor Ingo Rollwagen vom Fachbereich Design der Hochschule Fresenius erklärt, warum unsere Fotos für die Modefirmen so interessant sind: "Die jeweilige Modefirma hat ab dem Zeitpunkt, nachdem das Kleidungsstück über die Kasse gegangen ist, keinen Einblick mehr, wann und wie oft Sie dieses Kleidungsstück getragen haben und mit welchen anderen Kleidungsstücken Sie dieses Kleidungsstück getragen haben. Modeunternehmen wollen das natürlich aber wissen."

Das Technologie-Unternehmen Meta, zu dem Instagram gehört, liest mit Hilfe von künstlicher Intelligenz unsere Social Media-Aktivitäten aus und kriegt so nicht nur raus, was wir tragen, sondern auch wo wir es tragen, zu welcher Tages- und Jahreszeit und wie wir unsere Kleidung kombinieren. Diese Infos werden an Mode-Unternehmen weitergegeben.

Wege, die KI zu überlisten

"Wir können davon ausgehen, dass so gut wie alle Modeunternehmen Social Media sehr stark nutzen", sagt Professor Rollwagen. Sie würden sich darüber ein Bild davon machen, wie sich die Kundinnen und Kunden an welcher Stelle kleiden und wie sie ihre Konsumentscheidungen treffen. Dazu würden zum Beispiel Unternehmen wie die Otto Group, About You oder Zalando gehören, teilweise auch Zara und H&M.

Die Modebranche in Europa gibt laut Rollwagen jährlich zwei- bis dreistellige Millionenbeträge für KI-basierte Marktforschung aus. Das maschinelle und automatisierte Erkennen von Kleidungsstücken ist noch nicht so fortgeschritten wie in China oder Amerika. Aber das Interesse der Modebranche auch hier bei uns wächst. Es ist sehr schwierig, die künstliche Intelligenz in diesen Bereichen austricksen, aber es gibt Methoden, sagt Rollwagen: "Je schlechter die Bildqualität ist und je stärker man die jeweiligen Produkte überlagert, desto schwieriger wird es für die künstliche Intelligenz, dieses Produkt wirklich eins zu eins zu erkennen."

Instagram verlassen ist "keine Option"

Die sicherste Variante wäre wohl, seinen Instagram-Account zu löschen. Für Berkay, Nina und ihre Kommilitonin Magdalena, Studierende der Akademie für Mode und Design in Wiesbaden, ist das aber keine Option. "Da wird auch Unmengen viel an Mode-Content kreiert, was super inspirierend ist", sagt Berkay. Magdalena hat festgestellt, dass sie überhaupt nicht mehr mitkriege, "was so abgeht", wenn sie sich mal eine Woche von Social Media zurückziehe. Dass sie Witze und Anspielungen zum Beispiel gar nicht mehr verstehe.

Und Nina betont den Spaß-Faktor. "Ich glaube, das ist auch einer der Gründe, warum die Menschen Instagram haben - weil es den Leuten Spaß macht." Es sei trotzdem "ein unschönes Gefühl. Und man fühlt sich auch nicht wirklich wohl oder sicher dort. Auf Social Media wollen die meisten nicht verzichten. Und deswegen können die Mode-Konzerne auch weiterhin Informationen abschöpfen und ihre Werbestrategien optimieren."

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