Digitale Therapie Wie eine App gegen Schlafstörungen helfen soll

Wer unter Schlafstörungen leidet, könnte schon bald eine App von seinem Hausarzt verschrieben bekommen. Die neue Therapieform wird in diesen Tagen auf dem Schwalmstädter Schlafkongress vorgestellt. Unsere Repoeterin hat sie schon mal getestet.
"Grüß dich, ich freue mich, Dich kennenzulernen", sagt Albert und stellt sich vor. "Ich bin ein Schlafexperte und vollgepackt mit dem aktuellsten Wissen der Schlafmedizin.“ Albert ist der Avatar von Somnio, der App, die bei Schlafstörungen helfen soll. Er hat braune Haare, trägt einen Seitenscheitel, Vollbart und Brille. Sein Rollkragenpulli ist im gleichen Türkiston wie das Design der App. Nach und nach gibt er mir Infos rund ums Thema Schlaf.
Aber wann genau hat jemand überhaupt eine Schlafstörung? Das erklärt Professor Claudia Trenkwalder aus Kassel. Sie ist Neurologin und Spezialistin für Schlafmedizin: "Eine Schlafstörung ist dann gegeben, wenn die Person selbst der Ansicht ist, dass ihr Schlaf nicht mehr erholsam ist oder/und dass die Tagesperformance nicht mehr ausreichend gegeben ist." So eine Schlafstörung kann bedeuten, dass das Ein- oder Durchschlafen beeinträchtigt ist oder dass Betroffene einfach viel zu früh wach werden.
Kognitive Verhaltenstherapie digital umgesetzt
Je nachdem, welche Symptome vorliegen, sind unterschiedliche Therapien möglich. Und genau da setzt die App Somnio an: "Wir setzen die sogenannte kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie digital um", erklärt Dr. Noah Lorenz, einer der Gründer der App. "Dazu gehören ganz verschiedene Techniken, das Ganze ist wissenschaftlich fundiert. Das heißt, es kommen auch wirklich nur Techniken zum Einsatz, die sich als wirksam erwiesen haben." Eine dieser Techniken ist die progressive Muskelentspannung. Sie hilft dabei, besser ein- oder durchzuschlafen.
Da die App eine digitale Gesundheitsanwendung ist, kann sie vom Arzt verschrieben werden. "Ein Hausarzt kann einem Patienten, bei dem er eine Insomnie diagnostiziert hat, Somnio verordnen", sagt Lorenz. Der Patient könne die Therapie dann selbstständig durchführen, sollte aber vom Hausarzt begleitet werden. Die Kosten dafür trägt die Krankenkasse.
Schlaftagebuch als Datengrundlage
Wer die App startet, trifft dann auch schon auf Albert. Ganz am Anfang schaut er, wie ausgeprägt die Schlafstörung ist. Jeden Tag muss das Schlaftagebuch ausgefüllt werden - das ist die Datengrundlage, mit der Somnio arbeitet und schaut, wie effizient der Schlaf ist. Außerdem stehen praktische Übungen an, durch die Albert führt. Er begrüßt mich sogar direkt: "Hi Sina, willkommen zurück. Gelerntes soll man anwenden. Ich habe deshalb eine Übung für dich vorbereitet."
Auch wenn ich an keiner Schlafstörung leide, habe ich eine Menge über das Thema Schlaf gelernt. Ich weiß jetzt, dass die benötigte Schlafmenge genetisch festgelegt ist. Da kann ich machen, was ich will – mein Körper hat eine klare Vorstellung davon, wie viel Schlaf er möchte, um mich ausgeruht in den Tag zu schicken.