Neue Regelung ab Mittwoch Wie hessische Unternehmen die 3G-Regel umsetzen

Ab diesem Mittwoch gilt die 3G-Regel am Arbeitsplatz: Wer mit Menschen in Berührung kommt, muss geimpft oder genesen sein oder sich täglich testen lassen. Die Arbeitgeber sind zur Kontrolle verpflichtet. Wie sie das umsetzen und was sie davon halten - ein Überblick.
Biotest hat die Regeln schon verschärft. Muss jemand aus einer anderen Firma aufs Gelände des auf Blutplasmaprodukte spezialisierten Arzneimittelherstellers aus Dreieich, dann gilt neuerdings: Rein darf nur, wer genesen, geimpft oder frisch getestet ist. Ab diesem Mittwoch (24.11.), so wollen es die neuen bundesweiten Vorgaben, gilt die Testpflicht dann auch für die eigenen Leute, wenn sie weder geimpft sind noch infiziert waren.
"Ein großer Aufwand"
Laut Firmensprecher Dirk Neumüller eine machbare Hürde: "Wir bieten ein Testzentrum hier bei uns direkt am Standort an. Das ist 24 Stunden am Tag geöffnet. Und da können die Kolleginnen und Kollegen, die nicht geimpft sind, ihren tagesaktuellen Test machen." Ist der negativ, wird die elektronische Zugangskarte für 24 Stunden freigeschaltet. Verlässlichkeit sei nötig, sagt Neumüller.
3G am Arbeitsplatz
Automatisch mit Inkrafttreten des Bundesinfektionsschutzgesetzes gilt in Hessen die 3G-Regel am Arbeitsplatz. Wer bei der Arbeit mit Menschen in Berührung kommt, muss geimpft oder genesen sein oder sich täglich testen lassen. Arbeitnehmer müssen dann einen Nachweis vorlegen, der Arbeitgeber ist zur Kontrolle verpflichtet. Beschäftigte, die sich weigern, müssen im Homeoffice arbeiten oder anderswo eingesetzt werden.
Ende der weiteren Informationen"Das ist natürlich ein sehr großer Aufwand für uns als Firma. Aber wir stellen uns dieser Situation gerne, weil wir lebensrettende Medikamente für schwerstkranke Patienten herstellen. Und deswegen wäre es fatal, wenn die Produktion unterbrochen wäre durch einen Corona-Ausbruch."
Ab Mittwoch müssen alle hessischen Firmen dafür sorgen, dass der verschärfte betriebliche Infektionsschutz eingehalten wird. Ausnahmen wird es kaum geben, denn 3G gilt dann für alle, die bei der Arbeit Kolleginnen und Kollegen begegnen können.
"Politik lädt Verantwortung bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern ab"
Die Umsetzung werde nicht leicht, warnt Franz Josef Rose, Leiter der Rechtsabteilung bei der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände: "Weil der Gesetzgeber in einer schwierigen Koalitionssituation sich zu irgendetwas hat durchringen müssen, was in der Praxis erstmal toll klingt - 3G Regel, das haben wir als Arbeitgeber auch gefordert. Aber das ist im Prinzip in der betrieblichen Wirklichkeit unendlich schwer umzusetzen."
Rose kritisiert, dass die Politik an anderer Stelle nicht durchgegriffen habe und stattdessen nun die Verantwortung bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern ablade, "obwohl eigentlich aus den Unternehmen die geringsten Infektionszahlen kommen. Das Problem ist, dass Menschen infiziert ins Werk kommen, durch Familie, durch Freizeitveranstaltungen. Und dann kommt man aus dieser Freiheit heraus in die Enge der Unternehmen. Und da muss dann halt versucht werden, irgendetwas zu tun."
Unternehmen bemühen sich um praktikable Lösungen
Die Unternehmen bemühen sich um schnelle, praktikable Lösungen. Ralf Wangemann, Personalchef bei der Konzernmutter des Rüsselsheimer Autobauers Opel, hält das auch für eine moralische Pflicht: "Wir als großes Unternehmen haben in der Bekämpfung der Pandemie auch eine große gesellschaftliche Verantwortung und setzen deshalb da natürlich auch konsequent die neuen 3G-Vorgaben um."
Überall dort, wo Homeoffice keine Option ist, wird es ab Mittwoch Zugangskontrollen geben. Zum Beispiel bei den Lotsen der Deutschen Flugsicherung. "Es wird jetzt so sein, dass es Nachweis-Kontrollen geben wird durch die 3G Regelung und die werden auch täglich überwacht und regelmäßig dokumentiert", sagt DFS-Sprecherin Kristina Kelek. Das bedeutet, an der Zutrittskontrolle müssen die Beschäftigten vor Betreten des Betriebsgeländes einen entsprechenden Nachweis vorlegen.
Ein klarer Kurs kann was bewegen
Aufwand müssen auch kleinere Firmen betreiben, etwa Handwerksbetriebe. Theo Baumstark, Chef eines Wiesbadener Unternehmens für Haus- und Gebäudetechnik, geht über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Er bietet demnächst drei Tests pro Woche an für alle, die bei ihm arbeiten. Und dass die, die nicht geimpft sind, noch mehr tun müssen, deckt sich mit Baumstarks Vorgabe, "dass ich trotz schwieriger Arbeitsmarktlage sage: 'Bitte, wenn Ihr Euch wirklich nicht impfen lassen wollt, dann müsst Ihr das auf Euch nehmen, jeden Tag einmal abends in der Nachbarschaft, wo Ihr wohnt, Euch testen lassen und mir den Test am nächsten Tag zeigen.'"
Es gibt Kunden, die wollen nur geimpfte oder genesene Handwerker auf der Baustelle. Die will Theo Baumstark nicht verlieren. Gleiches gilt für die elf Mitarbeiter im Betrieb, die nicht geimpft sind. Es waren mal 16. Ein Chef mit klarem Kurs kann offenbar was bewegen.