Bulgursalat mit Messer und Gabel auf einem Teller angerichtet. Messer, Gabel und Essen wurden so drapiert, dass es aussieht, als wäre es 16 Uhr (Messer und Gabel sind die Uhrzeiger).

Diabetes-Typ2-Erkrankungen werden in dennächsten Jahren zunehmen, sagen Mediziner. Um der Krankheit vorzubeugen und sie zu behandeln, setzen Wissenschaftler jetzt auch auf Intervallfasten.

Acht Stunden essen, 16 Stunden nicht essen: Dieses Intervallfasten haben schon viele Menschen für sich entdeckt. Vor allem weil sie Kilos verlieren wollen. Das stundenweise Verzichten auf Nahrung kann aber auch Übergewicht und Diabetes vorbeugen, sagt der Molekular-Pharmakologe Professor Andreas Herzig vom Helmholtz Diabetes Center München. "Hier gibt’s tatsächlich eine ganze Reihe von klinischen Studien, die zeigen, dass freiwilliges Hungern in bestimmten Intervallen über den Tag hinweg positive Effekte haben kann auf den Stoffwechsel."

Fasten kann Blutdruck und Blutzucker senken

Und selbst wer beim Intervallfasten nicht abnimmt, tut etwas für seinen Körper. Weil Fasten den Blutzucker und auch den Blutdruck senken kann. Verantwortlich dafür ist unsere genetische Ausstattung. In Zeiten ohne Nahrung wird auf Hungerstoffwechsel umschaltet. "Man muss dazu wissen, dass unser Körper im Wesentlichen zwei genetische Programme hat. Einerseits ist er darauf ausgerichtet, Energie möglichst gut zu speichern. Auf der anderen Seite muss dann aber, wenn keine Nahrung da ist, ein entsprechendes Programm vorhanden sein, das dafür sorgt, dass der Körper eben weiterhin funktioniert, wenn keine Nahrung verfügbar ist", sagt Herzig.

Das machen wir uns bei einer Lebensstil-Intervention wie dem Intervallfasten zunutze. Und Diabetesspezialisten wie Professor Herzig haben hier auch einen Ansatzpunkt, um neue Therapien zu entwickeln: Die Forscher haben zum Beispiel molekulare Schalter gefunden, die Fett-, Zucker- und Eiweißstoffwechsel entsprechend anpassen, wenn es zum Nahrungsentzug kommt. Sie haben Hormone wie das Hungerhormon Cortisol erforscht und kleinste Schnipsel von Erbinformationen, sogenannte Mikro-RNAs, identifiziert, die wichtige Regulationswege kontrollieren.

Hungerstoffwechsel als wichtiger Hebel

"Wenn man einen Schritt weiter geht, dann haben wir die gewisse Hoffnung, dass wir über die Kenntnis dieser molekularen Vorgänge dann in der Tat auch die Möglichkeit haben werden, einen existierenden Diabetes oder eine existierende Komplikation des Diabetes wieder zurückdrehen zu können", so Herzig. Wenn man die molekularen Schalter, die mit dem Fasten verbunden sind, entsprechend manipuliere, dann sei es in vielen Fällen möglich, Übergewicht, Fettleber, Blutzucker und Blutdruck zu kontrollieren und zu normalisieren. Der Hungerstoffwechsel ist also ein wichtiger Hebel.

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„Man muss es kontinuierlich tun, um die positiven Effekte zu haben und davon zu profitieren.“ Professor Andreas Herzig Professor Andreas Herzig
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Was heißt das nun für Lebensstiländerungen? Intervallfasten für immer - der Gesundheit zuliebe? "Man kann es durchaus auch mal sein lassen übers Wochenende, normal Essen, schön frühstücken oder abends essen gehen und dann am Montag wieder anfangen, dann hat man trotz allem wieder den positiven Effekt. Die schlechte Nachricht ist, man muss es tatsächlich kontinuierlich tun, das heißt, es nützt wenig - das zeigt auch unsere klinische Studie -, das jetzt mal drei Wochen zu machen und dann aufzuhören." Man müsse es also so tun, dass es in den Tagesablauf hereinpasse und die Lebensqualität nicht beeinträchtige. Denn: "Man muss es kontinuierlich tun, um die positiven Effekte zu haben und davon zu profitieren.“

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