Kunststoffabfälle in Indonesien

Auf immer mehr Flaschen, Schachteln und Tüten findet sich der Aufdruck "100 % recycelbar". Doch das heißt nicht, dass die Verpackungen auch tatsächlich wiederverwertet werden. Ist Recycling also nichts weiter als Greenwashing?

Eine Demonstration gegen den Plastikmüll, der an den Stränden Indonesiens dümpelt: die 15-jährige Nina Arisandi steht im Wasser zwischen den Wurzeln der Mangroven, um sie herum Tüten von Chips, Crackern, Keksen. Nina kämpft als Umweltaktivistin gegen den Müll und will die Konzerne zur Rechenschaft ziehen: "Wenn dieser Baum sprechen könnte, würde er sicher weinen. Bei Flut verheddert sich der Müll an diesen Stränden in den Mangrovenbäumen", sagt sie.

Nur sieben Prozent werden tatsächlich wiederverwertet

Die Konzerne sind: Unilever, Procter & Gamble, Nestlé - diese Namen stehen auf den Tüten, die im Wasser treiben. Konzerne, die den Konsumenten erzählen, dass Plastikmüll recycelbar ist, so wie es ihre Werbevideos versprechen. "Nestlé hat sich offiziell verpflichtet, bis 2025 100 Prozent aller Verpackungen wiederverwertbar zu machen", heißt es da zum Beispiel.

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Doku im Ersten: Die Recyclinglüge

Die preisgekrönte ARD-Doku nimmt eine Industrie unter die Lupe, die das Problem lieber verbirgt als löst. Sie zeigt, wie einige der größten Konsumgüterhersteller der Welt Recycling als Vorwand benutzen, um ohne Konsequenzen weiter die Umwelt verschmutzen zu können.
"Die Recyclinglüge" sehen Sie am Montag (20.6.) um 22:50 Uhr im Ersten oder in der ARD-Mediathek.

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Recycelbar ja, aber wird tatsächlich recycelt? Nach 30 Jahren grünem Punkt und trotz der deutschen Mülltrenn-Leidenschaft sind es gerade einmal sieben Prozent, die tatsächlich wiederverwertet werden, weil die Kunststoffe nur mit hohem Kostenaufwand voneinander getrennt werden können. Plastikmüll ist kein wertvoller Rohstoff, sondern immer noch ein teures Problem. Projekte wie die Herstellung von Eisenbahnschwellen aus Plastikmüll müssen teuer subventioniert werden.

"Sie können halt nicht aus Scheiße Gold machen"

Das wird sich trotz aller Versprechungen nicht ändern, sagt Sascha Schuh, Betreiber einer Recyclinganlage: "Weil es Mischkunststoffe sind, und Sie können halt nicht, mal ganz brutal gesagt, aus Scheiße Gold machen, das funktioniert einfach nicht. Es ist der letzte Dreck, der irgendwo zusammensortiert wurde."

Immer wieder gibt es auf Produkten Labels mit dem Aufdruck "100 Prozent recycelbar" - von hippen Firmen wie TerraCycle in den USA, die eine Kreislaufwirtschaft versprechen, für die Freiwillige Chipstüten sammeln - und deren Müll dann doch auf dem Hof einer bulgarischen Müllfirma landet. Auf dem Weg in die Verbrennungsanlage - thermische Verwertung, so nennen es die Entsorgungsfirmen.

Nicht gelogen, aber Augenwischerei

Die Lösung für unser Müllproblem, das ist die Müllvermeidung, sagt Helmut Maurer. Seit 15 Jahren arbeitet er im Umweltbereich der EU-Kommission. "Es ist doch klar für jeden, dass es so nicht weitergehen kann. Und wenn es so nicht weitergehen kann, dann braucht es politische Eingriffe, die vielleicht einigen wehtun werden. Aber wir können nicht, um einigen nicht wehzutun, die ganze Menschheit aufs Spiel setzen." 100 Prozent recycelbar - nicht gelogen, aber Augenwischerei

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