Omikron-Variante Wie zuverlässig sind Antigen-Schnelltests?

600 verschiedene Antigen-Schnelltests gibt es derzeit in etwa auf dem deutschen Markt. Aber können sie auch Omikron mit ausreichender Sicherheit erkennen? Laut Paul-Ehrlich-Institut ist das bei 80 Prozent der bisher überprüften Tests der Fall. Aber was ist mit dem Rest?
Wie sicher sind die derzeit im Handel befindlichen Schnelltests? Der Kanzler und oberste Corona-Bekämpfer klang da zuletzt sehr eindeutig: „Wir glauben, dass diese Schnelltests auch eine ausreichende Sicherheit bieten.“
Paul-Ehrlich-Institut: 80 Prozent zuverlässig
„Wir“ soll heißen: der Corona-Expertenrat der Bundesregierung. Aber Zweifel bleiben und machen es den Verbrauchern nicht eben leichter. Der Virologe Professor Oliver Keppler beschreibt, was ist: „Wir haben derzeit auf dem deutschen Markt etwa 600 verschiedene Antigen-Schnelltests, von denen die meisten bisher nicht von unabhängigen Stellen oder Wissenschaftlern geprüft worden. Es gibt hier - und das ist bekannt - große qualitative Unterschiede. Insofern ist die Aussagekraft der Selbst- und Schnelltests doch sehr eingeschränkt."
Einer, der die Tests testen lässt, ist der Chef des Paul-Ehrlich-Instituts, Professor Klaus Cichutek. Er sagt, Omikron stelle neue, schärfere Anforderungen an die Tests. Ergebnis bisher, so der Professor im Morgenmagazin von ARD und ZDF: „Diese Tests sind nicht unzuverlässig. Wir haben inzwischen über 250 Tests evaluiert und dabei festgestellt, dass mindestens 80 Prozent aller Tests, die wir auf dem Markt haben, tatsächlich das höhere Level schaffen.“
Kritik von Verbraucherschützern
80 Prozent – das heißt, es bleiben 20 Prozent Restrisiko bei Omikron. Gesundheitsminister Lauterbach sagt auch deshalb in der ARD, er wolle es jetzt genau wissen und habe deshalb selbst zum Hörer gegriffen. Und beim Paul-Ehrlich-Institut, wie er sagt, Druck gemacht. Er habe darum gebeten, dass das genau geprüft werde. „Das war vorher nicht möglich, weil man nicht genau wusste, ab wann Omikron tatsächlich ansteckend ist.“
Die Verbraucherschützer in Nordrhein-Westfalen haben sich die bisher vorliegenden Ergebnisse angeschaut. Verbraucherschützer Weinberg macht die Sache konkret: „Es haben Tests diese Überprüfung bestanden, die bei sehr hoher Viruslast 100 Prozent haben, also sehr gut sind, bei hoher Viruslast aber deutlich unter zehn Prozent haben.“
Lauterbach will's wissen
Der Leiter des Paul-Ehrlich-Instituts Cichutek verweist trotzdem auf die Liste, die sein Institut auf der Website veröffentlicht hat - dazu der Hinweis, ein Test ersetzte die Vorsicht nicht. Was also soll der Verbraucher tun, der sich jetzt Sorgen macht, sein kostenloser Bürgertest oder der aus dem Discounter gekaufte versage bei Omikron? „Man sollte sich im Zweifel mit dem Namen des Tests an der Liste des Paul-Ehrlich-Instituts orientieren“, sagt Cichutek.
Laut Lauterbach, der als Minister dieser Tage an so vielen Corona-Fronten zu tun hat, sollen jetzt alle zugelassenen Corona-Schnelltests daraufhin geprüft werden, ob sie auch bei weniger hoher Viruslast wie bei Omikron so zuverlässig sind, dass sie bedenkenlos gekauft werden können.
„Das wird in den nächsten Wochen passieren“, sagt Lauterbach. Aber das dauere halt, weil es wirklich keine Kleinigkeit sei. „Das ist sehr, sehr viel Arbeit. Aber ich mache Druck.“