Schokohase

Weil Kakaobohnen zu Dumpingpreise verkauft werden, braucht es billige Arbeitskräfte. In den größten Anbauländern Ghana und Elfenbeinküste sind es vor allem Kinder, die auf den Plantagen arbeiten. Wer solche Produkte im Supermarkt vermeiden will, hat es allerdings nicht leicht.

Das Handelsunternehmen GEPA will Familien unterstützen, um Kinderarbeit zu verhindern. Barbara Schimmelpfennig von GEPA sagt, auch deshalb habe man im vergangenen Jahr die Preise für eine Tonne Bio-Kakao erhöht und im Schnitt gut die Hälfte mehr bezahlt als auf dem Weltmarkt: "Gerade beim Kakao gibt es eben auch die Problematik Kinderarbeit. Und das Prinzip des fairen Handels ist ja faire Preise für die Eltern. Das soll dazu beitragen, dass Kinderarbeit vermieden wird."

Hinsichtlich der Kennzeichnung noch "Luft nach oben"

Ich will wissen, ob es solche fair gehandelten Schokoladenprodukte auch im Supermarkt gibt. Vor mir zwei Meter hoch aufgetürmt goldene, braune, glitzernde Osterhasen. Auf einigen entdecke ich ein Fairtrade-Siegel mit einem Zusatz "Cocoa". Ich treffe Wiebke Franz. Sie ist Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Hessen und erklärt mir, dass das ein spezielles Fairtrade-Programm für Kakao ist. In diesem Fall muss nur der Kakao fair gehandelt sein. Alle anderen Bestandteile des Schokohasen nicht, also weder der Zucker noch die Milch. Und es muss nicht einmal der gesamte Kakao in dem Hasen fair gehandelt sein.

Hinsichtlich der Kennzeichnung sei da noch Luft nach oben. "Es wäre besser, es würde der Anteil draufstehen, dass jeder Kunde beim ersten Blick auf die Verpackung sehen kann: aha, fairer Kakao, und wieviel ist denn da nun drin?", sagt Franz. Mir sind aber auch Schokoladentafeln aufgefallen, die mit Fairtrade gekennzeichnet sind - ohne den Zusatz Cocoa. Hier, sagt die Verbraucherschützerin, müssten mindestens 20 Prozent der Inhaltsstoffe fair gehandelt sein.

Nicht immer komplett fair

Das Fairtrade-Siegel befinde sich hier auf der Vorderseite der Tafel, sagt Franz, und der Verbraucher denke häufig, das sei zu 100 Prozent aus fairem Handel. "Aber es sind natürlich nur die Zutaten, die es aus fairem Handel gibt, wie der Kakao in der Schokolade, der Zucker, das muss aus fairem Handel sein. Aber eben nicht alle Zutaten."

Die Schokoladen, die ich entdeckt habe, haben einen Fairtrade-Anteil von 60 bis 100 Prozent. Diese Angaben sind aber alle nur im Kleingedruckten auf der Rückseite zu finden. Ein weiteres Problem: Auf manchen Schokohasen steht noch der Hinweis "Kann als Mengenausgleich mit nicht zertifiziertem Kakao vermischt werden". Das bedeutet, dass ein Hersteller nur einen bestimmten Anteil fair gehandelten Kakao kauft. Ob der dann wirklich in dem als fair gekennzeichneten Hasen ist oder in einem anderen, lässt sich beim Einkaufen nicht erkennen.

"Fairer Handel" ist nicht gesetzlich definiert

"Das Problem, was wir in Deutschland haben, ist, dass der Begriff 'fairer Handel' nicht gesetzlich definiert ist", erklärt Franz. Also: Am besten vorher über die unterschiedlichen Siegel informieren und dann immer genau das Kleingedruckte auf dem Schokohasen lesen. Dann findet sich auch im Supermarktregal oder beim Discounter Schokolade, die zumindest teilweise unter fairen Bedingungen hergestellt wurde.

Mehr Gewissheit gibt es bei der Schokolade von GEPA, dessen Siegel allgemein als glaubwürdig anerkannt ist. Schimmelpfennig sagt, ihre Schokohasen oder Ostereier könnten je nach Schokoladen-Art vollständig mit Zutaten aus fairem Handel hergestellt werden. "Es hängt aber natürlich davon ab - wenn es mal Zutaten gibt wie Nüsse oder solche Dinge, die haben wir dann als Bioprodukte, wenn es das nicht aus fairer Produktion gibt." Die wichtigsten Bestandteile und sogar die Biomilch kämen aber bei GEPA aus fairem Handel, versichert Schimmelpfennig.

Mein Fazit: Den Durchblick zu behalten und den richtigen, fair produzierten Osterhasen zu erwischen, ist für Verbraucher alles andere als einfach.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen