Ein Tankwagen wird im Öllager Buncefield befüllt. (dpa)

Spätestens seit dieser Woche bekommt die EU die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges an den Zapfsäulen zu spüren. Die Auswirkungen der Sanktionen machen sich aber auch weit darüber hinaus bemerkbar.

Es war zu erwarten und es hat auch nicht lange gedauert: Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ist mittlerweile in der deutschen und globalen Wirtschaftswelt auf vielfältige Weise zu spüren. Große Unternehmen wie Coca-Cola, McDonalds oder Adidas schließen ihre Geschäfte in Russland. Lieferengpässe bringen die Bänder von Autobauer VW zum Stehen, weil Teile aus der Ukraine fehlen. Autofahrerinnen und Autofahrer müssen im Schnitt mehr als zwei Euro für den Liter Diesel oder Benzin zahlen. Das sind zum Teil freiwillige Entscheidungen der Unternehmen, aber auch Folgen der Sanktionen gegen Russland.  

Dabei stellt sich grundsätzlich die Frage: Wirkt dieses Handelsembargo gegen Russland? Ja, sagt Klaus-Jürgen Gern vom Kieler Institut für Weltwirtschaft: "So wie die Sanktionen im Moment aussehen, treffen sie sicher Russland bereits sehr hart. Die finanziellen Sanktionen und auch das Handelsembargo haben zu einer massiven Abwertung geführt. Es gibt inzwischen Devisenknappheit im Lande. Die Inflation wird stark steigen. Unter diesen Bedingungen und langfristig wird es sicher negative Wirkungen auf das Wachstum geben, wenn diese Sanktionen in irgendeiner Form beibehalten werden.“ 

Deutschland vor allem am Energiemarkt betroffen

Besonders betrifft uns in Deutschland die derzeitige Situation am Energie- und Rohölmarkt. Denn hier reagieren die Märkte schon, ohne dass es überhaupt ein europäisches Embargo gibt. Die Befürchtung: Das Angebot an Gas, Erdöl oder Diesel könnte sinken, die Nachfrage bleibt aber gleich, also steigen die Preise im Moment für alle. Das trifft vor allem Unternehmen, die auf viel Energie und Diesel angewiesen sind. Etwa die Chemieindustrie oder Logistiker, die Sprit für LKW brauchen.   

Neben Öl und Gas exportiert Russland aber auch landwirtschaftliche Produkte wie Weizen. Hier trifft der Exportstopp auch andere Teile der Welt. „Auch die übrige Welt ist stark betroffen durch die gegenwärtige Entwicklung, ähnlich wie im Westen sind auch sie mit höherem Rohstoff und Energiepreisen konfrontiert auf den Weltmärkten", sagt Klaus-Jürgen Gern. "Besonders bedenklich ist der starke Anstieg der Nahrungsmittelpreise auf den internationalen Weltmärkten. Das trifft sehr hart die Länder, die auf Einfuhren von beispielsweise Weizen oder Mais in hohem Umfang angewiesen sind, beispielsweise Länder wie Ägypten oder andere nordafrikanische Länder. Die sind große Kunden in der Ukraine und in Russland gewesen.“ Diese Länder haben jetzt ein Problem, überhaupt an Lieferungen zu kommen, sagt Klaus-Jürgen Gern vom Kieler Institut für Weltwirtschaft.

Rüstungsindustrie profitiert

Dort wo es Verlierer gibt, gibt es auch mögliche Gewinner, konstatiert Emanuel Mönch von der Frankfurt School. Sprich: Mit Sprit, Gas oder Strom lasse sich gerade gut Geld verdienen. Aber nicht nur hier seien gute Geschäfte möglich.  „In allererster Linie natürlich die Rüstungsindustrie, die in Deutschland jetzt durch die 100 Milliarden, die von der Regierung zugesichert wurden für die Bundeswehr", so Mönch. "Aber es gibt sicherlich auch andere Branchen, die von erhöhten Margen profitieren können, zum Beispiel Energieunternehmen.“ 

Allein in Deutschland kommen laut Institut der deutschen Wirtschaft 15 Prozent des hier getankten Diesels aus Russland – eine Lücke, die geschlossen werden will. Der Krieg in der Ukraine breitet seine Folgen für die Wirtschaft immer weiter aus. Unternehmen lassen ihre Geschäfte in Russland geschlossen. Die Preise für Energie, Öl, aber auch Weizen steigen. Die Folgen des Krieges und der Sanktionen kommen also mittlerweile auch hier an. 

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