Worunter unsere Meere am meisten leiden Die Bedrohung der Ozeane

In dieser Woche, am Welttag der Ozeane, ist die Bedeutung der Meere wieder einmal in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Verbunden wird er stets mit dem Appell, den Schutz der Meere ernster zu nehmen. Denn deren Zustand verschlechtert sich schneller als lange befürchtet. Welches die Haupt-Risikofaktoren sind, weiß Stephan Hübner aus der hr-iNFO-Wissenschaftsredaktion.
Sie liefern Nahrung für mehr als drei Milliarden Menschen. Sie produzieren rund die Hälfte des Sauerstoffs, den alle Lebewesen brauchen. Und sie stabilisieren das Klima. Seit 2009 begehen die Vereinten Nationen den Welttag der Ozeane am 8. Juni und rücken so ihre Besonderheit in den in den Blickpunkt der Öffentlichkeit, weil der Zustand der Meere sich schneller verschlechtert als befürchtet. „Die Ozeane haben ihre Belastungsgrenze erreicht. Teilweise ist sie bereits überschritten.“, sagt die Deutsche Stiftung Meeresschutz, Stand 2022.
Aber woran liegt das? Was macht den Ozeanen so sehr zu schaffen?
Risikofaktor 1: Die Klimakrise
Die Ozeane haben seit 1970 mehr als 90 Prozent der Wärme aus Treibhausgasemissionen gespeichert. Das macht sie saurer und wärmer und behindert etwa den Austausch von Gasen und Nährstoffen. In der Folge entstehen Zonen mit Sauerstoffmangel. Außerdem steigt der Meeresspiegel und es verändert sich die Verbreitung der Arten im Meer.
Risikofaktor 2: Die Überfischung
Fast überall werden heute mehr Fische gefangen als natürlich nachwachsen können. Denn mit der wachsenden Weltbevölkerung steigt auch die globale Nachfrage nach Fisch. Das jedoch bedroht die biologische Vielfalt und die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme – auch durch die Beifänge.
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Risikofaktor 3: Die Meeresvermüllung
Weltweit werden jährlich über 300 Millionen Tonnen Kunststoff produziert, Tendenz steigend. Über acht Millionen Tonnen davon landen über Flüsse und Abwasser als Müll im Meer. Für das Jahr 2050 wird prophezeit, dass das Gewicht des Plastikmülls im Meer das der Fische übersteigen wird. Jetzt schon sterben pro Jahr an Plastik Hunderttausende Delphine, Wale, Robben und Seeschildkröten sowie Millionen Seevögel.
Risikofaktor 4: Tiefseebergbau
Die Tiefsee birgt mineralische Rohstoffe wie Mangan und Kobalt. Sie sind etwa für IT-Technologien interessant. Deshalb hat die Internationale Meeresbodenbehörde zahlreiche Lizenzen zur Erkundung dieser Rohstoffe vergeben – auf einer Fläche von mehr als 1,5 Millionen Quadratkilometern. Der Abbau dieser Rohstoffe könnte unkalkulierbare Auswirkungen auf die Tiefsee haben.
Und es gibt noch mehr Risikofaktoren
Negative Auswirkungen hat auch der Tourismus als der am schnellsten wachsende Wirtschaftszweig. Lärmverschmutzung durch Schiffsmotoren, Unterwasserbaumaßnahmen oder militärisches Sonar schadet demGehör der Wale. Probleme machen die Ausbeutung der Meeresressourcen von Öl bis Sand sowie Pflanzennährstoffe, die von gedüngten Feldern ins Wasser gespült werden.
Doch die Hoffnung ist: Dass wir dank umweltfreundlicher, ressourcenschonender Produktions-, Verarbeitungs- oder Recyclingtechniken auch künftig noch Fisch essen oder in Urlaub fahren können und dabei den Meeren weniger schaden. Diese Hoffnung zu erfüllen, ist eine lohnende Herausforderung für Forschung, Politik, Wirtschaft und uns.