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Das Thema: Gefährliche Engpässe - Wie Medikamente zur Mangelware werden

Seit Jahren gibt es in Deutschland immer wieder Medikamentenknappheiten: In diesem Jahr sorgt das Thema für besonders viele Schlagzeilen. Aktuell (Stand 15.08.) meldet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) 270 Medikamente, die von Lieferengpässen betroffen. Schlagzeilen hatte zunächst der Mangel an Tamoxifen gemacht – ein weitverbreitetes Standardmittel gegen Brustkrebs. Jetzt im Sommer fehlen Fiebersäfte für Kinder. Was sind die Gründe? Warum besteht dieses Problem schon seit Jahren? Und was könnte die Politik dagegen unternehmen? 

Wichtigster Grund für die Knappheiten ist das Geld: Sowohl für die Fiebersäfte als auch für Tamoxifen zahlen die Kasssen aus Sicht der Pharmahersteller zu wenig Geld. In beiden Fällen ist ein Hersteller aus der Produktion ausgestiegen. Hinzu kommen Lieferketten-Probleme, Corona-Ausfälle und bei den Kindern eine Erkältungswelle. Beispiel Teva von Ratiopharm: Das Unternehmen ist der letzte große Anbieter von Paracetamol-Saft in Deutschland. Vor zwölf Jahren gab es noch elf Anbieter. Nachdem im Mai ein weiterer Hersteller seine Produktion eingestellt hat, muss Ratiopharm 90 Prozent des Bedarfs abdecken. Doch das ist laut BfArM erst im Herbst zu schaffen. Ähnlich war es bei dem Brustkrebsmittel Tamoxifen. Ein Medikament, für das es keinen Ersatz gibt und das für schwer kranke Patientinnen dringend gebraucht wird. Auch hier gab es einen akuten Versorgungsengpass, weil sich ein Hersteller unter Verweis auf den Kostendruck aus der Produktion verabschiedet hatte. Im Februar schaltete sich das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte ein und ordnete an, dass wegen der Notlage nun auch tamoxifenhaltige Arzneimittel aus dem Ausland ohne deutsche Zulassung importiert und verwendet werden dürfen. Behoben ist der Versorgungsengpass damit nicht. Insgesamt listet das BfArM derzeit mehr als 280 nicht lieferbare Arzneimittel in Deutschland. Darunter sind gängige Antibiotika, Schilddrüsenpräparate, Blutdrucksenker und auch Präparate, die in Krankenhäusern dringend gebraucht werden. In manchen Fällen können die Apotheken die Versorgung sichern, indem sie die Medikamente selbst herstellen. Doch dafür braucht man die entsprechenden Rohstoffe. Und wegen der Lieferkettenprobleme sind viele Grundstoffe aus China nicht lieferbar.

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