Dichter, die auch bei denen bekannt sind, die keine Zeile von ihnen gelesen haben, nennt man Nationaldichter: bei uns kommt Goethe in Frage und vor allem Thomas Mann, der am 6. Juni 150 Jahre alt wird. Der Umfang seines Werks schafft erstmal Distanz, genau wie die immer wieder beschworenen langen Sätze - aber die Deutschen fühlen sich Thomas Mann immer wieder ganz nah. Mit ihm buchstabieren jetzt schon mehrere Generationen, was sie gerade bewegt - die gleichgeschlechtliche Liebe, die deutsche Geschichte, Hochstapelei, Krankheit, Musik und sogar Yoghurt, Thomas Mann ist Zeuge, intellektueller Sparringspartner, gutes Vorbild und schlechtes Beispiel. Und dann gibt es ja auch noch seine Bücher. Da kann man eigentlich nur gratulieren.