Pflegende Angehörige "Wie lange soll ich das noch machen?"

Rund 5 Millionen in Deutschland sind pflegebedürftig. Die allermeisten Pflegebedürftige werden zu Hause von Angehörigen versorgt. In Hessen sind das rund 320.000 Menschen, Tendenz steigend. Das zehrt an den Kräften. Ein Beispiel.

Älterer Herr auf Rollstuhlt - Symbolbild
Bild © Alexandre Saraiva Varniato / Pexels
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Erich Endres ist bald 75, sieht aber jünger aus, trägt Jeans, ein blaues Poloshirt und eine Jacke. Er sitzt auf einer Parkbank in Neu-Isenburg und erzählt, dass seine Frau vor 13 Jahren eine Hirnblutung hatte und seitdem halbseitig gelähmt ist. "Das bedeutet, dass sie viele Dinge nur mit Unterstützung machen kann, Dinge, die während des Tages ständig anfallen, Bekleidung, Toilettengänge, mit Maßen dann auch Körperhygiene, das kommt alles noch hinzu".

Erich Endres pflegt seine Frau überwiegend allein und hat einen sogenannten Pflegelifter: "Das bedeutet, ich kann den Rollstuhl unterfahren und mit dem Lifter meine Frau sozusagen hochnehmen, ein Bauchgurt hilft dabei und von da kann ich sie dann von A nach B bringen also zum Beispiel auf die Toilette".

"Was wenn mir etwas zustößt?"

Ab und zu hilft die gemeinsame Tochter. Um ihn darüber hinaus zu entlasten, hätten er und seine Frau Anspruch auf eine sogenannte Kurzzeitpflege, aber dafür gebe es keine Plätze. "Wenn mir jetzt etwas zustößt, sagen wir mal ich hab‘ einen Verkehrsunfall und muss ins Krankenhaus, ist niemand da, der meine Frau…der meine Position einnehmen kann".

Erich Endres wirkt verzweifelt: "Ich hab‘ manchmal Albträume, weil ich mir gar nicht vorstellen kann, wie das sein soll. Wie lange soll ich das noch machen?".

Es geht nicht um Geld

Eine berechtigte Frage mit bald 75. Seine Tage fangen manchmal um halb 4 Uhr in der Früh an, wie heute: "Ich leg mich dann immer wieder hin, versuche auch zur Ruhe zu kommen, aber es ist keine Regelmäßigkeit, es kann sein, dass ich dann nur eine Stunde dazwischen habe und dann wieder rausgerissen werde".

Tagsüber stehen dann Arzttermine an wie heute, oder Behördengänge, Anträge und Formulare ausfüllen. Mit seiner Rente und dem monatlichen Pflegegeld von 728 Euro für seine Frau kommen die beiden gerade so hin. Es ist nicht mehr Geld, das sich Erich Endres wünscht: "Ich erlebe viel verbales Verständnis, aber wenn es dann mal darum geht anzupacken, dann wird’s schwierig".

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Sendung: hr-iNFO "Aktuell", 28.09.2023, 9 bis 12 Uhr

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Quelle: hr-iNFO