Camino
Die Unterbrechung ist die Vollendung - Die spirituelle Kraft des Sommers
Sendetermine
Keines der großen christlichen Feste liegt im Sommer. Der Kampf um Leben und Tod wird an Ostern im Frühling ausgefochten. Der Sommer scheint unspektakulär, statt Drama lockt die Langeweile. Naivität sollte man der spirituellen Kraft des Sommers aber nicht unterstellen.
Das Stürmen des Heiligen Geistes feiert man am Frühlingsende. Und mit dem Winterdunkel im Advent wächst die Erwartung, dass das neue Leben die Nacht durchbricht.
Wie unspektakulär dagegen der Sommer. Gerade dessen Gleichmut aber schärft den Sinn für eine Spiritualität des Vertrauens, behauptet die Sendung von Georg Magirius. Die Hektik nimmt ab, die Gelassenheit zu. Zu erfahren sind Momente von Muße, Luft, Licht und Langsamkeit. Und statt Dramen lockt eine beruhigende Langeweile.
Naivität sollte man der spirituellen Kraft des Sommers aber nicht unterstellen. Das zeigt sich an der Darstellung des Sommers in der Literatur, was raffiniert und doppelbödig geschieht, sagt Literaturkritiker Christoph Schröder. Aber auch das Symbol des Wassers, wie es die biblischen Psalmen bezeugen, zeigt die Gefährdung des Vertrauens. An Sonnentagen erfrischt das Wasser, stimmt sanft und entfaltet beim Schwimmen eine unnachahmlich tragende Kraft. Doch jederzeit kann es Leben auch vernichten.
Wer der Leichtigkeit des Sommers traut, ist also kein Leichtfuß. Aber er leistet Widerstand gegen die Kräfte der Zerstörung. Und befindet sich manches Mal im Zustand eines Friedens, der an die Schöpfungserzählung erinnert. Denn deren Sinn lautet, sagt Bibelwissenschaftler Egbert Ballhorn: "Die Unterbrechung ist die Vollendung".