Ausgetrockneter Boden des Edersees nahe der Aseler Brücke im Jahr 2018 nach monatelanger Trockenheit, die Brücke liegt normalerweise weit unter dem Wasserspiegel.

Menschen, Tiere, Natur – alle haben in diesem Sommer schon unter der Hitze gelitten. Experten warnen schon lange: Die Extremwetterperioden werden zunehmen. BR, NRD, WDR und CORRECTIV haben bundesweit recherchiert, wie Landkreise und kreisfreie Städte Deutschlands sich an die Folgen des Klimawandels anpassen. Das Ergebnis für Hessen: erst ein Viertel der Landkreise und Städte hat bereits einen sogenannten Klimawandel-Anpassungsplan.

Dazu zählt Kassel, hier gibt es nicht nur die meisten Bäume in der Stadt, sondern hier hat man zum Beispiel aus den extremen Niederschlägen der letzten Zeit gelernt. Im Stadtteil Wahlershausen etwa. Hier tritt der Bach Drusel schnell über die Ufer. Im Jahr 2017 etwa stieg das Wasser auf 4 Meter.

Grund sind die Rohre, durch die der Bach teilweise geleitet wird, bei Starkregen werden sie durch angeschwemmtes Material verstopft. „Und die haben wir inzwischen alle umgebaut, sodass bei starkem Regen dann trotzdem noch ein Überlauf stattfindet und der Abfluss der Gewetter eben dazu führt, dass das Wasser nicht überall irgendwo ansteht, sondern tatsächlich dann auch abläuft,“ erkärt Christof Nolda, der Umweltdezernent der Stadt. Entstanden ist hier ein extra Bachlauf.

Kleine Maßnahmen, große Wirkung?

Es sind teilweise kleine Maßnahmen, die die Stadt ergriffen hat, um sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen – aber mit großer Wirkung, so der Umweltdezernent. „Also ein etwas erhöhter Randstein an einer bestimmten Stelle kann dazu führen, dass eine Straße, die abwärts geht, eben das Wasser tatsächlich leitet und es nicht in ein entsprechendes Wohngebiet übergeht.“ Oder ein kleiner Damm in einer Grünanlage, der ein Kleingartengebiet das parallel dazu liegt, vor einem solchen Starkregenereignis schütze.

Eine Starkregenkarte soll helfen diese Extrem-Wetter-Auswirkungen schon frühzeitig bei der Planung von Straßen oder Grünflächen mit einzubeziehen. Auch das hat Kassel bereits in Arbeit. Wichtig ist so eine Karte auch für alle privaten Haushalte, damit sie sich rechtzeitig schützen können.

Groß-Gerau: Mit Bäumen gegen Dürre

Ein anderes Beispiel: der Landkreis Groß-Gerau – auch er hat sich in der ARD-Umfrage als Vorreiter hervorgetan. Großes Thema hier: Hitze und Dürre. Landrat, Thomas Will von der SPD sagt, wenn man über die Felder fahre merke man, "dass wir eine sehr hohe Staubentwicklung haben. Wir werden auch perspektivisch ein Problem mit dem Thema Grundwasser bekommen. Wir versuchen auch, mit dem Anpflanzen von Wald beispielsweise da ein Gegenpol zu setzen dazu, dass die Erde immer trockener wird."

Längst nicht alle Landkreise und Städte in Hessen haben bereits einen Klimaanpassungplan beschlossen oder gar umgesetzt. Dennoch haben sich viele Kommunen bereits auf den Weg gemacht.

Bessere Chancen mit Klimaanpassung

Das stellt auch das Kompetenzzentrum Klimawandel und Anpassung beim Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie fest. Dass es immer mehr Klima-Kommunen gibt, sieht seine Leiterin Marion Hemfler, positiv und darin auch eine Chance für die Städte und Gemeinden: "Ich denke, dass wir damit Innenstädte hinkriegen, die vielleicht nicht mehr verödet sind. Die belebt sind, die begrünt sind, die von den Leuten bewohnt werden, in denen man sich gerne aufhält. Und Städte, die das hinkriegen, die werden irgendwann eher zu den Gewinnern gehören."

Insgesamt tut sich in Hessen also etwas in den Landkreisen und Kommunen, um sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Doch die Mühlen mahlen langsam, auch in Kassel, so Umweltdezernt Nolda: „Und man merkt so schnell, wie das Wetter sich ändert, kann man kaum handeln.“

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