Vatertag und Muttertag

Die Kita St. Hubertus im mittelhessischen Mardorf erlebt gerade ihren ersten Shitstorm. Seit Kurzem kursiert auf Twitter und Facebook ein umstrittener Elternbrief. Darin kündigt das Kita-Team an, dass es mit den Kindern ab sofort keine Geschenke mehr zum Mutter- und Vatertag basteln wird. Das kommt nicht bei allen gut an.

Rund 80 Kinder besuchen den katholischen Kindergarten und dort geht es familiär zu: Dorfatmosphäre in Amöneburgs größtem Stadtteil. Dass ausgerechnet ihre Kita jetzt ein Shitstorm trifft, das können die meisten Eltern hier nicht verstehen. So wie der 37-jährige Alexander van der Beeke, der zwei seiner Kinder in der Kita hat: "Ich finde es ein bisschen seltsam, wenn Leute, die nicht persönlich involviert sind, sich in einer Form darüber aufregen, die für Eltern und insbesondere Erzieher psychisch belastend ist. Das kann ich nicht gutheißen, finde ich unmöglich. Ich habe bisher mit niemandem gesprochen, der die Vehemenz gut findet, in der das hier passiert."

Diversität habe einen immer höheren Stellenwert

Was aktuell für so viel Wirbel sorgt in Mardorf, ist ein einseitiger Elternbrief, der am Freitag bei den Kindern im Rucksack steckte. Kurz darauf landete das Schreiben in den sozialen Netzwerken und machte dort schnell die Runde. Zu lesen ist darin, dass das Kita-Team mit den Kindern ab sofort keine Geschenke mehr zum Mutter- oder Vatertag basteln will. Diversität habe einen immer höheren Stellenwert und das wolle man vorleben, heißt es. Die Konstellation Mutter-Vater-Kind, die sei nicht mehr die Norm in heutigen Familien.

Formulierungen, die online vor allem in konservativeren Kreisen für Empörung sorgen und auch nicht bei allen Eltern in Mardorf gut ankommen: "Es komplett abzuschaffen, finde ich schwachsinnig. Man kann ja, entgegen dem, was im Brief steht, auch neutrale Geschenke basteln. Das heißt: Ein Herz geht immer." Oder: "Für mich ist der Muttertag sehr wichtig, vor allem, dass wir Eltern Geschenke bekommen und alles. Ich finde, da kommen immer Kindheitserinnerungen hoch, wenn man später, wenn man groß ist, die Geschenke wie Handabdrücke wieder sieht. Ich finde, da fehlt sonst etwas."

Alle sind sich einig: das Kita-Team leistet gute Arbeit

Einige Eltern erzählen, dass sie den Vorstoß der Kita gut finden. Andere sagen, das Schreiben sei zwar unglücklich formuliert, aber die Erzieherinnen hätten ja gute Absichten gehabt. In einem sind sich schließlich alle einig: Das Mardorfer Kita-Team leiste gute Arbeit. Deshalb wollen auch die wenigsten Mütter und Väter etwas zu dem Schreiben sagen und hoffen, dass der Shitstorm schnell vorbeizieht, erklärt Vater Alexander van der Beeke: "Man hat direkt gemerkt, dass die Stimmung gedrückt ist, dass die Leute belastet sind. Dass die zum Teil mit einem unguten Gefühl an die Arbeit gefahren sind. Man merkt schon, dass die das mitnimmt. Und nicht nur die Erzieher, die Eltern auch."

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„Die KiTa wird auch weiterhin ein katholisches Profil haben und sich für das christliche Familienbild einsetzen. Gleichzeitig werden andere Lebensmodelle und Realitäten nicht ausgeschlossen.“ Bistum Fulda, Träger der Katholischen Kindertagesstätte St. Hubertus Bistum Fulda, Träger der Katholischen Kindertagesstätte St. Hubertus
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Das Kita-Team habe das Telefon ausgestöpselt, berichtet der Vater weiter. Nicht nur, weil viele Medien angerufen haben. Auch erste Hass-Anrufe habe es gegeben. Die Polizei ermittelt außerdem wegen einer zerstörten Scheibe an Gartenhütten. Ob der Vorfall tatsächlich mit dem Muttertags-Brief in Verbindung steht, ist aber völlig unklar. Doch das ungute Gefühl bleibt.

Gespräche zwischen Bistum und Kita-Team

Vom Kita-Team selbst will sich niemand zur Sache äußern. Dort verweist man auf eine schriftliche Stellungnahme des Trägers der Kita - das Bistum Fulda. Das schreibt auf Anfrage: "Die Katholische Kindertagesstätte St. Hubertus und das Bistum Fulda bedauern die Irritationen und Missverständnisse, die durch das Schreiben entstanden sind. Die KiTa wird auch weiterhin ein katholisches Profil haben und sich für das christliche Familienbild einsetzen. Gleichzeitig werden andere Lebensmodelle und Realitäten nicht ausgeschlossen."

Zwischen dem Bistum und dem Kita-Team in Mardorf soll es jetzt Gespräche geben. Ob am Ende doch zum Mutter- und Vatertag gebastelt wird, steht aber noch in den Sternen.

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