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Weihnachten steht vor der Tür und das bedeutet für den Handel und die Gastronomie traditionell die umsatzstärkste Zeit. Aber wie sieht dieser Umsatz aus in Zeiten, in denen die Menschen den Gürtel enger schnallen? Eins steht fest: Viele Händler haben es nicht geschafft. Sie mussten im Laufe des Jahres ihren Betrieb einstellen, weil der Umsatz nicht gereicht hat.

Sorgen um Kreditrückzahlungen oder drohende Geschäftsschließungen macht sich Moritz Koch nicht. Er ist der Geschäftsführer des Modehauses Henschel mit Häusern in Darmstadt, Michelstadt und Heidelberg. Er bemerkt zwar eine gewisse Kaufzurückhaltung, trotzdem seien die Einnahmen vom letzten Jahr in seinen Kaufhäuern deutlich übertroffen worden und auch die aus dem Vor-Coronajahr 2019 hat das Unternehmen dieses Jahr wieder erreicht. Um das zu schaffen, setzt Koch aber nicht auf Rabattaktionen, ganz im Gegenteil:

“Wir haben uns hier als Haus eine Maxime gesetzt und die heißt: Qualität und volles Verkaufen in jeder Hinsicht. Wir machen sehr viele Events, wir machen sehr viel Personal Shopping, es geht sehr viel über Beratung, über Persönlichkeit und weniger zu Lasten des Preises, sodass wir auch keine pauschalen Prozentaktionen machen und das geht zum Glück auf.“

Einige wenige gönnen sich weiterhin den Luxus

Höhere Qualität, mehr Beratung, mehr Eventcharakter. Offensichtlich gibt es noch genügend Kunden, die auch für den etwas größeren Luxus noch Geld übrighaben. Eine gewisse Kaufzurückhaltung bemerkt Geschäftsführer Moritz Koch aber auch.

Auf dem Land schließen viele Gaststätten

Thilo Hanke ist Wirt der Gaststätte Braustübl in Darmstadt. Er blickt entspannt und zufrieden auf die kommende Weihnachtszeit. Gebucht werden bei ihm zum Beispiel Weihnachtsfeiern – zwar oft mit kleinerem Budget als noch vor einigen Jahren – trotzdem reichen die Einnahmen so langsam wieder an die Vor-Corona-Jahre heran, sagt er. Das liege auch daran, dass etliche Kollegen aufgegeben haben. Diesen Schwung an Gästen kriege er auch noch mit ab.

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„In der Gastro haben etliche Kollegen mittlerweile aufgegeben“ Wirt Thilo Hanke Wirt Thilo Hanke
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Thilo Hanke hat einen gewissen Überblick, denn er ist nicht nur Braustübl-Wirt, sondern auch Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Gerade auf dem Land mache zurzeit fast jede dritte Gaststätte zu, seufzt er. Das sei momentan wirklich dramatisch. Die Gründe dafür seien vielfältig, so Hanke: Bürokratie, fehlendes Personal, fehlende Nachfolger und schließlich die hohen Produktions- und Einkaufskosten – entsprechend hohe Preise für Essen und Getränke würden die Kunden auf dem Land meist nicht zahlen.

Die Sache mit der Mehrwertsteuer

Die Lage könnte bald noch angespannter werden. Ab dem kommenden Jahr soll die Mehrwertsteuer für die Gastronomie nämlich wieder auf den Vor-Corona-Wert von 19% angehoben werden. Ein Unding, findet Thilo Hanke. Die 7%, die eigentlich als Überbrückung in der Not gedacht waren, müssten unbedingt beibehalten werden: “Das ist für den Verbraucher wichtig, für die Infrastruktur, für den sozialen Frieden. Es ist auch mehr als gerecht. In allen anderen Ländern in Europa gilt eine geringere Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie, nur in Deutschland nicht.“

Thilo Hanke ärgern die Details

“Wenn Sie an die Dönerbude gehen oder wenn Sie beim Bäcker eine Leberkässemmel holen oder sich eine Sushi-Platte im Supermarkt kaufen, dann ist die mit 7 Prozent besteuert. Und dann ist sie - und das bei einer grünen Bundesregierung - in Plastikverpackungen verpackt. Und wenn Sie sich in der Gastronomie hinsetzen und Speisen zu sich nehmen, serviert von einem Servicemitarbeiter auf recycelbarem Porzellangeschirr und Besteck, dann soll es höher besteuert werden.“ Das sei laut Hanke völlig konfus.

Er erwartet, dass dann die meisten Gastronomen die Preise deutlich anheben werden, mindestens um die 12% Differenz. Und das könne am Ende dazu führen, dass noch mehr kleine Dörfer ihren letzten Dorfkrug verlieren.

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