Emmi Lange, Auszubildende in der Hütt-Brauerei

Bierbrauen ist ein uraltes Handwerk mit langen Traditionen. Und zu diesen Traditionen gehört offenbar auch, dass das meist ein Männer-Handwerk ist. Bei der Hütt-Brauerei im nordhessischen Baunatal ist jetzt Schluss damit. Nach 271 Jahren Firmen-Geschichte absolviert zum ersten Mal eine Frau die Ausbildung zur Bierbrauerin.

In der Produktionshalle der Hütt-Brauerei riecht es intensiv nach Bier. Emmi Lange schleppt Fässer - eins links, eins rechts - von einer Palette auf ein Förderband. Sie ist in ihrem ersten Ausbildungsjahr bei der Brauerei. Dass die 20-Jährige in der Produktion die einzige Frau ist, stört sie nicht. Im Gegenteil: "Mit Männern zu arbeiten ist superklasse. Ich freue mich jeden Tag. Die sind einfach alle total witzig hier und Männer sind auch total entspannt. Ich weiß nicht, ob es mit Frauen auch so wäre. Ich fühle mich hier auf jeden Fall wohl.“

Die Leidenschaft für den Beruf ist groß

Fässer schleppen, Gabelstapler fahren, das Bier im Gärprozess überwachen. All das gehört zu Emmis Job und all das gefällt ihr: "Ich liebe die Bewegung, ich liebe den Geruch hier. Es ist jeden Tag irgendwie immer noch was Neues, obwohl es ja eigentlich die gleichen Abläufe sind. Es macht einfach Spaß.“ Auch wenn es erst der Anfang ihrer Ausbildung ist, Emmi Lange ist fasziniert von dem Job der Brauer und Mälzer: "Beim Bierbrauen ist es so, dass wir durch das Reinheitsgebot nur vier Zutaten haben, die ins Bier kommen und du quasi von Anfang bis Ende siehst, was du alles damit machst, was damit passiert. Und diese vielen verschiedenen Arten, die auch dadurch entstehen. Also ich finde es total interessant.“

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„Bei uns gab es keine weiblichen Bewerbungen, zumindest in den letzten Jahren nicht. Derzeit ist ein Wandel da, dass der Beruf immer aktueller für die Frau wird.“ Hütt-Sprecher Sven Weyh Hütt-Sprecher Sven Weyh
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Dass es 271 Jahre gedauert hat, bis eine Frau diesen Berufsweg bei Hütt einschlägt, das liege hauptsächlich an einem Faktor, sagt Hütt-Sprecher Sven Weyh: "Bei uns gab es keine weiblichen Bewerbungen, zumindest in den letzten Jahren nicht. Derzeit ist ein Wandel da, dass der Beruf immer aktueller für die Frau wird.

Ein Beruf, der vielfältiger ist, als man denkt

In anderen Brauereien gibt es durchaus schon seit längerem Frauen, die sich für eine Ausbildung zur Brauerin und Mälzerin entschlossen haben. Laut der Industrie- und Handelskammer wurden in Hessen in den letzten drei Jahren 31 Ausbildungsverträge abgeschlossen, darunter fünf mit Frauen. Sven Weyh hofft auf mehr Brauerinnen in Zukunft, denn der Beruf sei vielfältig. Hochinteressant sei vor allem, dass der Beruf weit über den ersten Gedanken hinaus gehe. Es sei sehr viel Chemie dabei, außerdem Biologie und Lebensmittelkunde.

Emmi Lange, Hütt-Auszubildende

Emmi Lange ist durch ihren Onkel auf diesen Beruf gestoßen. Er hat ihn ihr vorgeschlagen, sie hat ein bisschen recherchiert und beschlossen: das mache ich. Besonders gerne ist sie im Sudhaus, dort, wo das Bier in großen Kesseln gebraut wird. Mit der Zeit sei sie sich bewusst geworden, was für ein Vorbild sie für andere sein könne: "Diese Fragen, die halt kommen: du bist ja jetzt das einzige Mädchen, wie ist das so? Ich finde, je öfter ich gefragt werde, desto mehr möchte ich gerne anderen Leuten alles darüber erzählen, dass es gut ist und dass es wirklich egal ist, eine Frau zu sein, damit vielleicht noch mehr Frauen einfach anfangen, in ein Handwerk zu gehen und einfach das machen, worauf sie Bock haben, weil sie es können. "

Nach ihrer Ausbildung möchte Emmi Lange das Brauwesen auch studieren. Doch bis dahin vergeht noch etwas Zeit, in der sie aus Hopfen, Malz, Hefe und Wasser viele, viele Liter Bier brauen wird.

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