Welt-Emoji-Tag "Emojis sind nonverbale Stellvertreter"
Ob Tränen lachen oder zuzwinkern - Emojis gehören zu unserer Kommunikation mittlerweile fest dazu. Welchen Zweck erfüllen sie und wie verändern sie Sprache?
Für die zehnjährige Rosa Mia gehören Emojis einfach dazu, wenn sie mit ihrem Smartphone eine Nachricht schreibt. Eigentlich verwende sie sie in jedem Satz: "Ich liebe Emojis." Je nach Kontext verwende sie unterschiedliche: "Zum Beispiel wenn ich jetzt meiner Mutter schreibe, ich bin jetzt zuhause, dann benutze ich immer dieses Haus da. Und wenn ich sauer bin, nehme ich den lila Teufel."
In diesem Punkt sind sich die zehnjährige Schülerin und der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir ähnlich: "Daumen hoch, Daumen runter, Herzchen, der berühmte Affe, der die Hände vor den Augen zusammenschlägt. Ich benutze das," sagt Al-Wazir.
Emojis an die Chefin
Ob Schülerinnen oder Minister, Emojis ergänzen die digitale Kommunikation. Denn beim Gespräch von Angesicht zu Angesicht gibt es noch viel mehr Möglichkeiten als bei reinen Textnachrichten, sagt Vera Aretz, Wirtschaftspsychologin an der Fresenius-Hochschule in Köln: "Was natürlich auch besonders wichtig ist, ist die nonverbale Kommunikation, also Gestik, Mimik, ein Augenzwinkern beispielsweise, um Ironie deutlich zu machen, die dann oftmals helfen, in der sogenannten Face-to-Face-Kommunikation das Gesagte richtig einzuordnen. Und dann sind Emojis quasi nonverbale Stellvertreter, versuchen also das auszugleichen."
Vera Aretz sagt, dass Emojis zunehmend in der geschäftlichen Kommunikation per WhatsApp, SMS, Signal oder anderen Nachrichtendiensten genutzt werden. So würden 70 Prozent der Berufstätigen Emojis bereits dienstlich verwenden, vor allem im Kontakt mit Kollegen oder Chefs.
Machen Emojis symphatisch?
Eine Frau in der Frankfurter Innenstadt empfängt gerade eine Nachricht. Sie nutze Emojis mittlerweile auch geschäftlich, gibt sie zu: "Wahrscheinlich hat es auch damit zu tun, dass wir auch WhatsApp, also diese Messenger alle nutzen. Aber ich finde, es sollte nicht zu sehr ins Geschäftliche reinkommen. Das wäre, glaube ich, keine gute Idee. Es könnte missverstanden werden." Deshalb sei es wichtig, möglichst eindeutige Emojis zu verwenden. Daumen hoch zum Beispiel oder ein lachendes Smiley, sagt die Kölner Wirtschaftspsychologin Vera Aretz.
Und sie habe experimentell untersucht, wie Menschen wirken, die in ihren Textnachrichten vor allem positive Emojis einbauen. Nicht nur in ihrer Forschung zeige sich immer wieder, dass eine Person wärmer und freundlicher wirke und ihr auch Persönlichkeitsmerkmale zugeschrieben werden: "Also je mehr Smiley-Emojis beispielsweise genutzt werden, desto verträglicher und offener wird die Personen eingeschätzt." Und das könnte bei eher informeller Kommunikation per WhatsApp oder SMS mit Kollegen oder Geschäftspartnern durchaus helfen.
Was sagen Emojis über Geschlecht und Alter?
Aber es gebe Unterschiede, wie die 16-jährige Emma beispielsweise klarmacht: "Ja, ich benutze Emojis. Aber nicht diese Emojis, die zum Beispiel unsere Eltern benutzen würden. Zum Beispiel die Emojis mit den Affengesichtern." Die verwendeten nur die alten Leute, wie beispielsweise ihre Eltern.
Wirtschaftspsychologin Vera Aretz hat festgestellt, es sei möglich, anhand der verwendeten Emojis das Alter der Nutzer zu schätzen "und man kann auch vorsichtig versuchen, das Geschlecht zu interpretieren, weil Studien zeigen, dass Frauen insgesamt mehr Emojis in ihre Textnachrichten integrieren, versuchen sowohl positiv als auch negativ konnotierte Emotionen stärker auszudrücken."
Männer dagegen setzten Emojis eher spärlich ein. Oft würden sie zum Beispiel einfach nur einen erhobenen Daumen verschicken.
Sendung: hr-iNFO "Aktuell", 17.7.2023, 15 bis 18 Uhr
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