Zehn Jahre Verdi-Streik bei Amazon "Die Arbeitszustände, die bei Amazon herrschen, machen krank“

Am 14. Mai 2013 fand der erste reguläre Streik der Gewerkschaft Verdi beim Versandhändler Amazon in Bad Hersfeld und Leipzig statt. Seither versucht Verdi vergeblich einen Tarifvertrag durchzusetzen. Amazon weigert sich beharrlich.

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Amazon Bild © Imago Images
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Amazon ist der Gewerkschaft Verdi schon lange ein Dorn im Auge. Die Online-Plattform will den Tarifvertrag für den Einzelhandel partout nicht anerkennen. Gewerkschafterin Monika di Silvestre von Verdi hat dazu eine klare Meinung: "Die Arbeitszustände und unter anderem auch die Führung, die bei Amazon herrschen, machen die Menschen krank. Sie berichten, dass sie davon stark belastet sind. Es verfolgt sie teilweise bis in den Schlaf.“

Gegen Amazon ist Verdi machtlos

Deshalb bestreikt Verdi Amazon seit genau zehn Jahren immer wieder. Aber was hat das bisher gebracht? Es gibt Betriebsräte an fast allen Standorten, die Beschäftigten dürfen dadurch mitreden, aber der Anerkennungsvertrag steht weiter aus. Gegen Amazon ist Verdi machtlos, sagte der Handelsexperte Professor Gerrit Heinemann: "Ich sehe kein Ergebnis. Keine der Forderungen von Verdi ist umgesetzt worden. Auch wenn Verdi immer wieder versucht, das positiv darzustellen. Das einzige, was Gewerkschaft vielleicht geschafft hat ist, sich 10 Jahre durch diese Streiks immer auf die ersten Seiten der Gazetten zu hieven. Und ich werte das ganze mittlerweile auch als reines PR-Gebaren um auf sich aufmerksam zu machen.“

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Bei uns liegt der umgerechnete Einstiegslohn in Deutschland bei 13 Euro brutto pro Stunde aufwärts, inklusive Bonuszahlungen Zitat von Amazon-Sprecher Oliver Kentschke
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Amazon operiert weltweit, verlegt Logistikzentren nach Polen. Verdi versucht dagegenzuhalten, sich mit europäischen Gewerkschaften zu vernetzen. Mehr als ein Informationsaustausch ist dabei aber nicht zustande gekommen. Die Gewerkschaftskritik prallt ab, auch weil Amazon von sich aus gut zahle. Das sagt Amazon-Sprecher Oliver Kentschke: "Bei uns liegt der umgerechnete Einstiegslohn in Deutschland bei 13 Euro brutto pro Stunde aufwärts, inklusive Bonuszahlungen. Nach zwei Jahren Betriebszugehörigkeit liegt der Lohn bestimmt bei über 35.000 Euro brutto pro Jahr. Dazu kommen Extras und Vergünstigungen wie beispielsweise die volle Übernahme des 49 Euro-Tickets für alle unsere direkten Mitarbeiter an allen Standorten in Deutschland.“

Für Verdi steht fest: es wird weitergekämpft. Wenn es sein muss, auch die nächsten zehn Jahr.  

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Sendung: hr-iNFO "Aktuell", 11.5.2023, 15 bis 18 Uhr

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Quelle: hr-iNFO/fhafner