Symbolbild: Hitze in der Stadt

Wer in einer Stadt wie Frankfurt oder Kassel wohnt, kennt den Effekt im Sommer: Wenn es ein paar Tagen in Folge heiß ist, dann sind die Temperaturen tatsächlich ein paar Grad wärmer als im Umland – der sogenannte Wärmeinsel-Effekt, bei dem die Innenstädte die Wärmestrahlung tagsüber speichern und sie nachts nur reduziert wieder abgeben. Das kann auch für die Gesundheit Folgen haben.

Tagsüber extreme Hitze und keine Erholungsphase für den Körper in der Nacht, weil die Gebäude die Wärme speichern und die Innenraumtemperaturen hoch sind. Hitzesensible Menschen reagieren mit Kopfschmerzen, Erschöpfung und Benommenheit, weil das körpereigene Kühlsystem überlastet ist. Der Arzt und Moderator Eckhart von Hirschhausen bringt es in einem wissenschaftlichen Vortrag so auf den Punkt: "Warum endet jedes Thermometer bei 41 Grad? Weil wir Menschen extrem hitzelabil sind."

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Es wird hitzig! – wenn der Sommer zum Gesundheitsrisiko wird

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Vor allem Hochaltrige, Kleinkinder und Schwangere gehören zur den hitze-vulnerablen Menschen. Aber auch chronische Kranke. Die Deutsche Herzstiftung warnt z.B. Menschen mit Herzschwäche oder hohem Blutdruck. Der Kreislauf ist bei Hitze sehr gefordert, die Wärme aus dem Körper zu transportieren. Bei Herzpatienten kann Schwindel die Folge sein, der Blutdruck kann abfallen bis hin zum Kreislaufkollaps.

Alte Menschen besonders gefährdet

Auch Diabetes-Patienten landen häufiger im Krankenhaus, berichtet Prof. Andreas Fritsche vom Uniklinikum Tübingen. "Wir sehen zunehmend Fälle in der Notaufnahme und auch auf Intensivstationen wo eben gerade bei Diabetespatienten die Flüssigkeitsregulation total derangiert ist. Auch viele Patienten aus den Altenheimen, die mit hohem Blutzucker, kommen und total verwirrt sind und wo man sagt, das ist ein Schlaganfall, aber dahinter steckt einfach eine Austrocknung und eine Hitze."

Alte Menschen verlieren ihr Durstgefühl, können nicht mehr richtig schwitzen und nehmen zusätzlich noch Medikamente, erklärt Eckhard von Hirschhausen: "Viele Medikamente hemmen, was der Körper an Hitzeregulation eigentlich drauf hat. Beispiel: Wir müssen, um Wärme abzugeben, Blut verlagern in die Peripherie, wir kriegen einen roten Kopf, wir kriegen warme Hände und Füße uns so weiter." All das funktioniere dann aber nicht mehr.

Medikamente müssen angepasst werden

Nathalie Nidens von der Deutschen Allianz für Klimawandel und Gesundheit rät Hausärztinnen und Hausärzten deshalb, bevor die Hitzewellen kommen, sollten sie mit ihren Patienten einen Blick auf den Medikamentenplan werfen: "Entwässernde Medikamente, Diuretika, muss man die dann im Sommer anpassen, oder wenn jemand eine Herzschwäche hat und dadurch eigentlich gesagt wird, sie dürfen nur soundso viel Liter am Tag trinken, dass das auch angepasst wird."

Gekühlte Räume würden auch helfen. Aber die fehlen nicht nur zuhause, sondern auch in Alten- und Pflegeheimen, Eckhardt von Hirschhausen: "Es gibt in Deutschland praktisch keine Pflegeheime, die Kühlungsfunktionen vorgesehen haben. Die sind in einer Zeit gebaut worden, wo man nicht vorausgedacht hat, dass wenn es 40 Grad sind, dass es dann 38 Grad hat."

Auch für jüngere und gesunde Menschen eine Gefahr

Auch jüngere Menschen sollten Hitzewellen ernst nehmen, denn hat der Körper Hitzestress, kann es auch bei eigentlich gesunden Menschen zu klinischen Organschäden kommen, zum Beispiel an der Niere. Bekannt ist das Phänomen als Krankheit der Zuckerrohrarbeiter: betroffen sind junge Männer, die auf den Plantagen Südamerikas in brütender Hitze körperlich schwer arbeiten müssen.

Joggen bei 38 Grad ist also auch keine gute Idee. Die Ärztin Nathalie Nidens warnt auch vor einem akuten Hitzschlag. "Man verbindet das häufig mit einem Sonnenstich, ein bisschen Erschöpfung in der Hitze. Aber dass der Hitzschlag ja eigentlich bis hin zum Tod führen kann, das ist, glaube ich, noch nicht allen ganz klar".

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