Eine Hand wird unter Wasser Richtung Wasseroberfläche gestreckt

Schwimmbäder sind teuer: Der Bau, die Technik, Personal- und Energiekosten und dann vor allem die Sanierung. Städten und Kommunen bleibt oft nichts anderes übrig, als den finanziellen Ballast loszuwerden, beispiele in Hessen gibt es viele. Dabei ist Schwimmen mehr als Sport. Es ist eine lebenswichtige Fähigkeit, die alle Bürger erlernen sollten. Nun steht in Erlensee im Main-Kinzig-Kreis wieder ein Hallenbad vor dem Aus.

Schülerinnen und Schüler aus der 5. Klasse der Gesamtschule Erlensee toben im Hallenbad. Gleich ist hier Schwimmunterricht angesagt. Aber! nur noch bis Ende Juni. Dann schließt das Bad in Erlensee. Während die Schulen schon Ausweichbäder gefunden haben, steht ausgerechnet den 250 Mitgliedern der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft nur ein Freibad zur Verfügung. Für den Winter sieht es schlecht aus, sagt ihr Vorsitzender David Lanecki: "Die Aussage war immer, wir gucken mal, wir schauen mal, aber bis dato für den Winter keine Zusage. Das große Problem ist halt, Wasserfläche ist gefragt." Es gebe in anderen Orten mit Hallenbädern eben auch andere DLRG-Gruppen und andere Vereine.

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Richtig Schwimmen lernen: "Vertrauensvoller Umgang ist wichtig"

Die Schwimmabzeichen Bobby (unten links), Seepferdchen (unten rechts) sowie Bronze, Silber und Gold liegen auf einem Startblock.
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Auch der Erlenseer Schwimmverein muss jetzt nach Hanau ausweichen und sein Angebot ordentlich abspecken. Auf der Kippe steht derzeit der Unterricht für Nicht-Schwimmer, was beim Präsidenten der hessischen DLRG, Michael Hohmann, die Alarmglocken schrillen lässt: "Wenn sie Freizeit heute betrachten, dann findet ganz viel am Wasser, im Wasser, auf dem Wasser statt." Standup-Paddeling fahren, Tauchen, Kanufahren, Kayakfahren, das seien "alles wunderbare Freizeitgeschichten. Bloß, wenn sie nicht schwimmen können und sie fallen rein, dann werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit ertrinken." Deshalb laufe der kommende Schwimmabzeichentag unter der Überschrift: "Schwimmen ist überlebenswichtig."

"Dürfen Bemühungen nicht aufgeben"

Gerade erst hat die DLRG eine neue Forsa-Umfrage veröffentlicht. Ergebnis: Die Zahl der Nicht-Schwimmer unter Grundschülern hat sich auf 20 Prozent verdoppelt. Und: Fast 60 Prozent der 10-jährigen seien keine sicheren Schwimmer. Dabei zeigten die Zahlen, dass eine gut schwimmende Bevölkerung viel seltener ertrinkt, sagt Hohmann: "Wir hatten zur Gründungszeit der DLRG mehrere Zehntausend Ertrinkungstote pro Jahr. Im vergangenen Jahr 2022 waren es 355." In Hessen sind es im letzten Jahr 14 Menschen gewesen. "Das heißt, die Bemühungen dürfen wir nicht aufgeben, dass alle schwimmen lernen und das beginnt in der Schule."

Wie viele Schwimmbäder in Deutschland schon geschlossen wurden, ist schwer zu ermitteln. Im Jahr 2000 hat die Bundesregierung 7.800 Bäder gezählt. Heute sind es nach einer Abfrage aller Hallen-, Schul- und Freibäder auf der Internetseite Bäderleben nur noch etwas mehr als 5.000. Und nun ist mit Erlensee bald wieder eins weg. Dabei hatte das Hallenbad zwischen neun- und zehntausend Besucher pro Monat, sagt Betriebsleiter Markus Täufer: "Es ist sehr, sehr schade, dass unser Bad schließt. Wir haben hier unterschiedlichste Altersstrukturen an Gästen. Von Baby angefangen, die älteste, die wir haben ist 94, 95. Die kommt vier Mal die Woche hierher zum Schwimmen, mindestens. Das fällt alles weg."

Knackpunkt Finanzierung

Vor 14 Jahren hat Erlensee das Bad für 7 Millionen Euro teilsaniert. Jetzt sind die Becken marode und die Technik, die noch funktioniert, nicht mehr auf dem neuesten Stand. Dazu sind die laufenden Kosten explodiert.

Den zweistelligen Millionenbetrag, der nun anfällt, kann Bürgermeister Stefan Erb nicht stemmen. Er fordert mehr Hilfe von Land und Bund: "Es muss eine Einsicht Raum greifen, dass wir die Hallenbäder brauchen. Ob das für den Schulsport, wo es im Lehrplan auch enthalten ist, ist, oder auch um das Thema Schwimmen zu lernen, auch das Thema Sport, Bewegung allgemein, das muss eine Pflichtaufgabe sein, dass in einer Region eine Anzahl x von Hallenbädern vorhanden ist, und den Kommunen muss man dann helfen."

Derzeit prüft der Hessische Städte- und Gemeindebund, ob Kosten für Schwimmbäder auf alle Kommunen verteilt werden können. Doch Geld ist überall knapp. In Erlensee steht jetzt noch eine letzte Rettungsidee im Raum: Ein Bürgerbad schaffen, mit vielen ehrenamtlichen Helfern.

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