Alkohol

An diesem Montag beginnen in Hessen die Aktionstage des Alkoholpräventionsprogrammes "HaLT – Hart am LimiT“. Unter dem Motto #SaferParty soll auf das Thema "sichere Feier- und Veranstaltungskultur“ aufmerksam gemacht werden. Aber was denken Jugendliche und junge Erwachsene eigentlich über Alkohol?

Die Jugend ist vernünftiger geworden. Das ist zumindest der Eindruck, den man bekommt, wenn man die Ausbildungsbörse in Fritzlar besucht. Das bestätigt auch Moritz, der seit einiger Zeit ganz bewusst den Alkohol reduziert: "Je älter ich geworden bin, umso weniger wurde es am Wochenende. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass man sich gesünder ernähren möchte. Ich trinke dennoch ab und an mal, aber nicht so oft.“

Weniger ist mehr in Sachen Alkohol

Auch in Ricardas Clique sind Bier und Schnaps eher verpönt, sagt sie: "Also am Wochenende trifft man sich schon ab und zu mal, um was zu trinken, aber nicht um sich abzuschießen, sondern um einfach ein Gläschen Wein zu trinken. Bier eher weniger.“ Auch im Freundeskreis von Noah gilt in Sachen Alkohol "weniger ist mehr“: "Ich denke, das Thema Alkohol ist heutzutage nicht mehr so präsent wie früher. Auf Feiern trinkt man ein bisschen was, es ist aber nicht mehr so, dass man irgendwohin geht, nur um Alkohol zu trinken.“

Diese nicht repräsentative Umfrage bedeutet nicht, dass Bier und Schnaps bei Jugendlichen gar kein Thema mehr sind. Niklas zum Beispiel erzählt, dass der Kasten Bier in seiner Jugendgruppe eigentlich dazu gehört: "Ich kenne das von meinem Vater, die haben sich damals getroffen und ein bisschen was getrunken und bei uns ist das auch noch so. Wenn man sich am Wochenende trifft, dann ist da zu 85 Prozent auch Alkohol im Spiel. Wenn du ein bisschen Spaß haben willst, dann trinkst du halt was.“ Niklas betont aber auch, dass Trinken bis zum Gedächtnisverlust heutzutage nicht mehr angesagt ist: "Es passiert zwar immer mal, es ist aber nicht das Ziel. Wir machen kein Komasaufen, sondern trinken nur ein bisschen. Jetzt geht bald die Kirmeszeit wieder los, da ist der Alkohol dann aber natürlich wieder sehr präsent.“

Auch Drogen spielen unter Jugendlichen eine Rolle

Sein Freund Jannis reduziert den Alkohol zurzeit ganz bewusst: "Also bei mir ist es weniger geworden. Ich bin einfach momentan anderweitig beschäftigt, als jedes Wochenende auf eine Kirmes zu gehen. Das ist einfach nicht mehr so drin.“ Und Devran hat noch nie einen Schluck Alkohol angerührt, auch aus religiösen Gründen, wie er erklärt: "Natürlich kenne ich Menschen, die samstags oder sonntags einfach mal den Kopf freibekommen wollen, ich mache lieber Sport und quatsche mit Freunden. Das läuft besser.“ Was dem jungen Mann aber aufgefallen ist, statt Alkohol sind derzeit andere Rauschmittel bei Mädels und Jungs in seinem Alter total in. Das seien vor allem Cannabis, aber auch andere Drogen: "Viele Freunde von mir haben das auch gemacht und sind abgestürzt, also die Gehirnzellen laufen einfach nicht mehr.“

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„Ich glaube, Gras ist ein großes Thema, aber darüber hinaus auch anderes. Hustensaft wird als Beruhigungsmittel umfunktioniert. Es werden Schmerzmittel genommen oder andere Mittel, um sich zu pushen.“ Lena Manchen, Lehrerin an der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Schule in Fritzlar Lena Manchen, Lehrerin an der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Schule in Fritzlar
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All das bestätigt auch Lena Manchen, Lehrerin an der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Schule in Fritzlar. Sie weiß, welche Drogen zurzeit gefragt sind: "Ich glaube, Gras ist ein großes Thema, aber darüber hinaus auch anderes. Hustensaft wird als Beruhigungsmittel umfunktioniert. Es werden Schmerzmittel genommen oder andere Mittel, um sich zu pushen.“  Heike Walther von der Jugend- und Drogenberatungsstelle Nordhessen in Kassel glaubt indes nicht, dass Jugendliche weniger trinken. Seit Corona werde aber nicht mehr in der Öffentlichkeit getrunken, sondern immer öfter zu Hause, so Walther: "Das ist für mich eine Erklärung dafür, dass weniger Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung in die Klinik eingewiesen werden, weil Eltern nicht so schnell den Krankenwagen rufen, wenn die Jugendlichen nicht mehr ansprechbar sind, als wenn die Jugendlichen sich in einem öffentlichen Bereich mit ihren Freunden treffen.“

Cannabis ist nach wie vor ein großes Thema

Die Jugend- und Drogenberaterin sagt, der Konsum anderer Drogen habe inzwischen aber auch deutlich zugenommen. Cannabis sei nach wie vor ein riesengroßes Thema und das erschreckende sei, dass sie Jugendlichen, die es konsumieren, immer jünger werden. Außerdem habe der Tablettenkonsum unter Jugendlichen zugenommen.

Das Thema Prävention ist und bleibt also auch in Zukunft wichtig, damit Jugendliche im besten Fall mit Rauschmitteln gar nicht erst in Kontakt kommen.

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