Radiologin im Unfallkrankenhaus Berlin betrachtet in einer KI-basierten App auf einem Tablet Gehirnbilder eines Patienten.

Von künstlicher Intelligenz unterstützte Diagnosen und medizinische Handlungsempfehlungen - was wie Zukunftsmusik klingt, wird immer schneller Realität. Schon heute gibt es vielversprechende Beispiele – auch "Made in Hessen".

Jan Kloka ist Intensivmediziner an der Frankfurter Uniklinik und sitzt gerade in seinem kleinen Bereitschaftszimmer. Jeden Moment kann der nächste Notfall reinkommen, aber solange nicht viel los ist, nutzt er die Zeit und arbeitet an seinem Computer an der Medizin der Zukunft. KI, also künstliche Intelligenz wird nicht nur hier an der Uniklinik bald vieles verändern. "Wenn ich es meinen Kollegen beschreibe, sage ich immer, dass die KI quasi wie ein ganz erfahrener Chefarzt ist, der neben einem steht und sagt hast 'du mal daran gedacht?'. So soll eine KI im medizinischen Alltag in meiner Vorstellung funktionieren."

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Der digitale Doktor: Künstliche Intelligenz in der Medizin

Symbolbild KI in der Medizin
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Zusammen mit Kollegen hat Kloka gerade an Envision gearbeitet, einem von der EU mit 6 Millionen Euro geförderten Digitalisierungsprogramm. Während der Corona Pandemie kam die künstliche Intelligenz hier schon zum Einsatz. Zum Beispiel, als es darum ging, die Beatmungsgeräte, die sogenannten ECMO's bestmöglich an Patienten zu verteilen. "Da ging es eben darum, wer braucht denn solche Behandlungen?" - weil die KI aus vielen Daten sehr schnell berechnen konnte, welcher Covid Patient am meisten von der Beatmung profitiert.

Schnelle Entscheidungen dank KI

An einem ähnlichen Projekt arbeitet in Gießen Jennifer Hannig. Sie ist Bioinformatikerin und gründet mit Forschern und Medizinern der TH Mittelhessen und der Justus-Liebig-Universität gerade ein Start-up. KardioIQ nennt sich das und es geht natürlich um Kardiologie, also um Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Das EKG, das Herzströme misst, kommt hier praktisch ständig zum Einsatz und die KI lernt gerade, diese Daten zu interpretieren. "Der Vorteil ist, dass man wirklich diese kardiologische Expertise bereits hat, bevor ein Kardiologe sich das EKG angeschaut hat. Und man kann die Entscheidung dann wirklich maßgeschneidert auf den jeweiligen Patienten treffen."

"Der Kapitän ist verantwortlich"

So könnten zum Beispiel Rettungssanitäter im Krankenwagen von der KI profitieren, wenn die sich das EKG anschaut und Behandlungsvorschläge macht. "Da geht es darum, dass der Rettungsdienst oder der Krankenwagen entscheiden muss, zu welchem Klinikum er fährt. also ist es besser, für den Patienten, das nächstgelegenste Krankenhaus aufzusuchen? Oder ist es besser, direkt in ein Expertenzentrum zu fahren, beispielsweise in die Kerckhoff-Klinik nach Bad Nauheim."

Und auch wenn die Projekte in Gießen und Frankfurt noch im Forschungsstadium sind, zeigt sich schon jetzt, wenn es darum geht, komplexe Daten zu interpretieren, dann kann künstliche Intelligenz den Medizinern schon heute helfen. Aber eins muss heute und auch in Zukunft klar sein, sagt Jan Kloka von der Frankfurter Uniklinik. "Natürlich behält immer der oder die Ärztin am Ende das letzte Wort. Das ist wie beim Autopiloten im Flugzeug: Der Kapitän ist letzten Endes verantwortlich dafür, was er da macht."

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