Flugzeug über Palmen und blauem Himmel

Fliegen ist die klimaschädlichste Art des Reisens: Es verursacht fast doppelt so viele Treibhausgase wie Autofahren und fünfmal mehr als Bahnfahren. Manche Flugreisende nutzen deshalb die Möglichkeit, Geld zu spenden und so ihren CO2-Anteil zu kompensieren. Aber was bringt das wirklich?

Wer in den Urlaub fliegt oder auf Geschäftsreise geht, belastet die Umwelt massiv. Die Strecke von Frankfurt über San Francisco nach Las Vegas zum Beispiel Beispiel beträgt 9.900 Kilometer hin und 9.900 Kilometer zurück. Die Flüge produzieren insgesamt rund 15.600 Kilogramm CO2. Würde man die Klimawirkung dieses Fluges etwa beim Anbieter Atmosfair kompensieren, also ausgleichen, würde das 360 Euro kosten. Das sei besser als nichts, sagt Jens Hilgenberg, Leiter Verkehrspolitik des BUND. Aber: "CO2-Kompensation verhindert nicht den CO2-Ausstoß. Der entsteht ja trotzdem, der wird nur woanders teilweise wieder kompensiert."

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"Das Thema" als Podcast: Faszination Fliegen – Reisen ohne Klimagewissen?

5 Gründe, warum wir nicht nach New York fliegen sollten.
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Atmosfair bietet neben KlimaKollekte, PrimaKlima, myClimate oder The Compensators diese freiwillige Abgabe an. Das Geld fließt dann zum Beispiel in Projekte zur Wiederaufforstung von Wäldern. "Das hört sich immer sehr grün an", sagt Martin Cames, Wissenschaftler am Öko-Institut in Berlin. "Aber das Problem ist oft, dass dort dann an anderer Stelle abgeholzt wird, das ist sehr schwer zu kontrollieren."

Gefahr der doppelten Abrechnung

Andere Projekte finanzieren den Bau von effizienteren Öfen zum Heizen. Martina von Münchhausen, Tourismus-Expertin beim World Wide Fund For Nature (WWF), sieht die Gefahr, dass solche CO2-Kompensations-Projekte doppelt angerechnet werden. Neben schlechter Qualität sei das das größte Problem: Wenn man etwa Öfen in Nepal baue, die einen ökologischen Nutzen hätten, müsse sichergestellt werden, dass diese nicht vom Land selbst für dessen eigene Bilanz berechnet würden.

CO2-Kompensationsprojekte werden also mitunter dem Betreiber und dem jeweiligen Land gutgeschrieben. Und der CO2-Ausstoß ist nur die halbe Wahrheit, sagen Wissenschaftler und verweisen etwa auf die Kondensstreifen oder Rußpartikel, die durch das Fliegen entstehen. "Die sind im globalen Mittel etwa dreimal so hoch wie das CO2, insofern ist das Fliegen tatsächlich gerade in der langen Distanz sehr umweltschädlich", sagt Martin Cames vom Öko-Institut.

Konsumgewohnheiten hinterfragen

Fachleute raten, sehr genau auf die jeweiligen Kompensations-Projekte zu schauen, möglichst vor dem Flugbuchen, und sich und seine Konsumgewohnheiten zu hinterfragen. "Das Problem ist wirklich der Kurzurlaub auf Mallorca, der Shoppingtrip nach New York - das sind Flüge, die wir verteuern müssen", meint Jens Hilgenberg von der Umweltschutzorganisation BUND. Und Martina von Münchhausen vom WWF sagt: "Tatsache ist, dass das Fliegen weniger werden muss."

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